Archiv für den Tag: 10. Oktober 2015

Indian Summer

Der Indian Summer kommt in diesem Jahr mit Verspätung, denn im September war es ungewöhnlich warm und der Sommer war zu trocken. Schon seit Wochen habe ich mir die „Foliage Reports“ im Internet angesehen – überall war es noch grün. Je nördlicher der Ort liegt, umso eher beginnt der Herbst und somit die Färbung der Blätter. Vom Quechee Valley fuhren wir in den „Green Mountain Natural Forest“ in Richtung Killington und landeten in einem unserer geliebten State Parks. Eine tolle Einrichtung, diese Parks, die teilweise schon über 80 Jahre alt sind und immer erweitert wurden. 🙂

Im „Gifford Woods State Park“ lebten wir wieder in einer Idylle mit Lagerfeuer ohne Strom, aber mit Bären!!! Die Rangerin wies uns extra darauf hin, keine Lebensmittel und keinen Müll draußen stehen zu lassen, da Bären im Park leben……Wir haben keinen gesehen. 😉 Der Appalachian Trail führt über den Campground, direkt an unserem Platz vorbei, so dass wir vom Wohnmobil aus eine Wanderung in die Berge machen konnten. Es machte richtig Spaß den Trail zu gehen, auch bergauf ;-), und wir wurden mit dem „Deer Leap Overlook“ belohnt. Oben auf einem Felsen angekommen genossen wir die Sonne und nach und nach kamen mehrere Wanderer mit Hunden an, ein kleiner Hundetreff auf dem Berg. 😉 Nach dieser Wanderung gingen wir früh ins Bett. Wir freuen uns jetzt schon auf unseren nächsten „hike“. 🙂

Willst du Leute treffen, dann male „En Plein Air“. Der Kent Pond ist ein idyllischer Platz, ein kleiner See in einem Gebirge. Hier halten die Fotografen an, um den „Indian Summer“ fotografisch festzuhalten. Ja, ein ganzer Fotokurs aus Ostfriesland schwärmte aus, um die Stimmung mit verschiedenen Objektiven, Blenden, Zeiten und Stativ einzufangen. Es war ein unterhaltsamer Tag, für Werner teilweise nicht einfach, sich auf das Malen zu konzentrieren. Ein Einheimischer aus Woodstock zeigte auf seinen Landkarten, wo der „Indian Summer“ noch viel schöner zu sehen ist, denn in diesem Jahr ist alles anders, da der Sommer so heiß und trocken war. Paare aus Rendsburg, Bern, Hannover und Illionois sprachen uns an, andere betrachteten Werners Bild und fotografierten es…. 🙂
Das Wetter war wechselhaft, so dass wir ständig andere Lichtverhältnisse hatten und die bunten Wälder sich immer wieder neu zeigten. 🙂

Dem Tipp des Woodstocker Fotografen, der auch Ölbilder malt, wollten wir gerne am nächsten Tag folgen, aber vorher noch einen Blick auf den See werfen. Schon am Morgen wurden wir mit strahlendem Sonnenschein verwöhnt, was den ganzen Tag so bleiben sollte. 🙂 Wieder gab uns ein Vermonter am See den Tipp, den Trail am See zu gehen, da dort so schöne Ausblicke zu sehen sind. Also gingen wir schon am Vormittag wieder ein Stück auf dem Appalachian Trail – diesmal ohne nennenswerte Steigung 😉 –  und genossen die vielen schönen Aussichten auf den See und die Berge aus einem anderen Blickwinkel. Wir bewunderten und fotografierten interessante Spiegelungen auf dem See.

Danach wurde es Zeit, die Route 100 gen Norden zu fahren, um den Indian Summer in Downingville und Lincoln zu sehen und fotografisch festzuhalten. Auf der Fahrt dorthin waren Anblicke, die der Amerikaner „breathtaking“ nennt, aber Werner durfte oft nicht anhalten…. In Rochester, einem typischen kleinen Ort, machten wir eine Pause und gönnten uns in einem urigen „Store“ eine kleine Stärkung. Außerdem fanden wir dort eine Post für unsere Hochzeitskarte, die wir dringend abschicken mussten. 😉

Weiter fuhren wir und waren gespannt, welcher Blick uns im Norden der Green Mountains erwartet. Oft hielten wir an, genossen den Blick auf die bunten Berge oder machten ein Foto (Werner). Am Ziel angelangt wurde das Stativ herausgeholt und mit verschiedenen Objektiven alles festgehalten. 😉 Manchmal störten die Strommasten, manchmal die langen Schatten….
Und immer wieder staune ich, wenn Werner auf die Bremse geht und einen Blick sieht, den ich so gar nicht gesehen habe. Wir fuhren auch noch zur zweiten Stelle, bevor es dunkel wurde und waren voll im „Indian Summer Fieber“. Gut, dass wir im Dunkeln noch einen Campground mit Strom fanden, an dem Werner seine Bilder direkt auf den Computer ziehen und ansehen konnte. Einen Fernseher benötigen wir in den USA nicht. 🙂

Der nächste Tag (9.10.) war regnerisch und daher gut geeignet, den Blog zu aktualisieren, diesmal ganz zeitnah. Nun haben wir noch drei Tage hier in den Bergen vor uns, der Indian Summer wird sich uns noch intensiver zeigen und eine Wanderung wollen wir noch unternehmen, bevor wir uns in die Großstadt begeben werden.

 

Back to Vermont – The Green Mountain State

Schon in der Nacht setzte der angekündigte Regen ein und prasselte auf unser Wohnmobil. Mit dem Regen fielen Blätter auf die Markise, die weggefegt werden mussten, denn eins war klar: Bei diesem Wetter hielt uns nichts mehr auf Cape Ann, der Waldboden weichte durch den Regen langsam auf. Da ist schon so mancher stecken geblieben. 😉 Gut, dass wir die Capes von den Niagarafällen behalten hatten, sie dienten Werner nun zum Schutz vor dem strömenden Regen. (Jedenfalls teilweise……)Nachdem wir innen und außen alles klar gemacht hatten, reservierten wir noch den Campground in New Jersey für unseren Besuch in New York Mitte Oktober. 🙂 🙂 🙂

Nun hieß es dem Regen zu entkommen und dem Indian Summer in Vermont entgegen zu fahren. Wir fuhren an Boston vorbei, verließen Massachusetts und setzen unsere Reise in New Hamsphire fort. Nachdem wir Manchester rechts liegen gelassen hatten, lud uns der Sunapee Lake zu einer Pause ein. In Claremont, das ganz in der Nähe liegt, kehrten wir am nächsten Tag in einem netten kleinen Lokal ein. Zeitungen, eine gestimmte Gitarre, Wifi Stromanschluss, dazu verschiedene Sorten Fair Trade Kaffee und natürlich ein Sandwich mit Bio – Zutaten. Alles ganz nach unserem Geschmack, aber leider nur bis 3.30 pm geöffnet!

Die nächsten Tage verbrachten wir wieder in Vermont und lernten diese Gegend immer besser kennen, sei es durch Gespräche mit Leuten, die dort leben, durch den Besuch der Sugarbush Farm, die Wanderung zum Deer Leap Overlook, das „En Plein Air Painting“ am Kent Pond oder durch Ellen Stimsons Buch „Mud Season“.

Nun eins nach dem anderen: Vermont ist bekannt für seinen guten Cheddar und für den Maple Syrup. Beides durften wir in allen Variationen in der Sugarbush Farm probieren, vier Maple Syrup – Sorten, vom frühen leichten bis zum späten kräftigen Syrup. Von den mindestens 20 Käsesorten probierten wir einige und fanden zwei, die uns besonders gut schmeckten. Auch Marmelade, Senf, Relish stand zum Probieren bereit, so dass wir nicht die „Katze im Sack“ kauften, sondern lauter Köstlichkeiten erstanden. Spannend war es den „evaporator“, der aus einer großen Pfanne und einer Feuerstelle besteht, zu sehen. Dort wir der Ahornsaft zu Sirup gekocht, wofür eine große Menge Holz benötigt wird. Bei einem kleinen Rundgang durch den Wald konnten wir sehen, wie die Farmer heute vorgehen, um den Ahornsaft zu erhalten. Sie schleppen keine Eimer mehr, sondern leiten den Baumsaft durch ein Plastikröhrensystem, das von Baum zu Baum führt weiter.
Vor dem Haus beeindruckte uns eine Markierung der Schneehöhen der letzten Jahre. Kaum vorstellbar, wie hart die Winter in dieser Gegend sind!

Die Vermonter haben fünf Jahreszeiten (die Rheinländer ja auch ;-)): Frühling, Sommer, Herbst, Winter und „Mud Season“, wenn der Schnee schmilzt und alles im Matsch versinkt…. Früher hatten die Kinder in dieser Zeit auch schon einmal schulfrei! Das Buch mit diesem Titel schildert das Leben der Vermonter hautnah und so konnte ich vieles entdecken, was ich im Buch gelesen hatte und umgekehrt.

Die kleine Stadt Woodstock sollten wir unbedingt besuchen… ein Einheimischer erzählte uns, wer hier so alles einen Wohnsitz hat: Jonny Depp, Tom Cruise und Robert Redford. Auch Charles Bronzon habe hier gelebt und sei hier begraben. New Yorker und Bostoner suchen in Vermont Erholung, denn es gibt viel Natur und nur kleine Städtchen und Dörfer mit ihren urigen „Stores“.

Als wir zum Quechee Gorge fuhren und gerade parkten, setzte sich  ein alter VW Käfer Jeep rasant vor uns. Ein uriger Typ mit Zopf stieg aus, ließ den Motor laufen und fragte Werner stolz, ob er das Auto erkenne. ( 43 Jahre alt!!! – das Auto 😉 ). Wir plauderten noch eine ganze Weile und bekamen viele Tipps für diese Gegend. Unser Wohnmobil gefiel ihm sehr gut und prompt zeigte er uns ein Foto von seinem riesigen Camper, den er jedoch verkaufen wollte……. 🙂