Einmal das U.S. Capitol von innen ansehen und den Abgeordneten und Senatoren bei ihrer Debatte zuhören, das war Werners Wunsch. Bei mir stand das US Holocaust Memorial Museum auf dem Plan. Obwohl wir in diesen Tagen immer den Wecker stellten, waren die Tage zu kurz für unsere Pläne. 😉
Am Capitol angekommen strömten die Leute in Richtung Eingang. Eine Frau hielt ein Plakat in der Hand – sie wies den Kongressteilnehmern, die gerade eine Rallye machten, den Weg, wie sie uns erklärte. In diesen Tagen fand ein Kongress der „American Academy of Pediatrics“ statt. Im selben Moment eilte eine Gruppe von Menschen an uns vorbei, von der mir eine Frau sehr bekannt vorkam: Renate Künast 🙂 . Als ich abends herausfinden wollte, an welchem Treffen Renate Künast in Washington D.C. teilnahm, erfuhr ich in allen Beiträgen nur von ihrem Fauxpas bei Facebook. 😉 (Sie hatte das Lincoln Memorial mit George Washington verwechselt.) Hier eine deutsche Politikerin zu sehen fand ich schon spannend. 🙂
Am Eingang zum Capitol standen mehrere Polizisten und wir erfuhren, dass wir keine Lebensmittel und Wasserflaschen mitnehmen durften. 🙁 Wegwerfen wollten wir unseren Kuchen nicht, also setzten wir uns draußen auf die Mauer und picknickten erst einmal. Die Cracker verschenkten wir, denn manche Paare gingen getrennt hinein, um ihren Proviant zu retten. 😉 Drinnen angekommen mussten wir durch den Sicherheitskontrollbereich gehen und standen ehe wir uns versahen in der Schlange. Zeit zum Fotografieren blieb uns anfangs nicht. Ein freundlicher und witziger Touristenführer erzählte uns die Geschichte des Gebäudes und benannte alle Statuen. – Es waren, glaube ich, Vertreter aller Bundesstaaten dabei, jedoch aus verschiedenen Jahrhunderten. – Er bezog das Publikum mit ein, es kam aus vielen verschiedenen Staaten der USA. Leider war das Capitol sowohl innen als auch außen eingerüstet, so dass unser Blick eingeschränkt war, zum Leidwesen des anwesenden Fotografen W.K.. „Schade, dass das Capitol eingerüstet ist!“, hörte ich in diesen Tagen mehr als einmal!!!
Nach der Führung wurde es noch einmal spannend. Nachdem wir uns die „Eintrittskarten“ für die Besuchergalerie des Senats und des Repräsentantenhauses geholt hatten, gingen wir wieder durch eine Sicherheitskontrolle und gaben unsere Rucksäcke und Fotoapparate ab. Denn es war nicht erlaubt zu fotografieren. Eigentlich war alles verboten, außer leise zuzuhören. (Lesen und schlafen durfte man auch nicht. 😉 Beim Senat angekommen hieß es, dass es sich nicht lohnt hineinzugehen, da gerade eine Pause war. Im Repräsentantenhaus waren viele Abgeordnete zugegen, aber es fand keine Debatte statt.
Wir erlebten mindestens drei Abstimmungen, worüber genau war nicht zu erkennen, auch für unseren Nachbarn zur Rechten aus Kalifornien nicht. Hin und wieder erklärte er uns das eine oder andere oder sprach seine Vermutungen aus, z.B., dass links sicher die Demokraten sitzen, da dort mehr Frauen und dunkelhäutige Politiker zu sehen waren. Es stimmte, wie wir später in unserem Infoheft lasen. Seine Frau beklagte, dass im Senat jeder Bundesstaat mit zwei Senatoren, also zwei Stimmen, vertreten ist, egal wie groß der Staat ist. In Kalifornien (2 Stimmen) leben 1/8 der US Amerikaner!
Wir konnten genau sehen, welcher Politiker mit ja und welcher mit nein abgestimmt hatte. Die Namen wurden gestochen scharf oben auf die Wand projiziert und es erschien „ja“ oder „nein“daneben, wenn der Abgeordnete abgestimmt hatte. Es war ein geschäftiges Treiben, viele standen und sprachen miteinander, einige gingen hin und her, sogar Kinder waren vor Ort und wurden dem ein oder anderen vorgestellt. Unser Nachbar zur Rechten zeigte uns den Journalisten, der Hillary Clinton vor kurzem im Visier hatte… Da die Abstimmungen kein Ende nahmen, verließen wir nach einer längeren Zeit die Galerie. 😉
Ab ging es zum Senat. Es waren nur wenige Senatoren anwesend. Der erste Senator sprach sich für saubere Energien aus, wohingegen ein anderer Senator die Energiegewinnung aus Kohle vertrat. Er behauptete, dass ganz andere Länder beim Kohleverbrauch das größere Problem für die Umwelt darstellten… Floridas Senator, Bill Nelson (Demokrat), schilderte die Situation in Puerto Rico und erläuterte, dass dieser Staat dringend Hilfe benötige. Die besondere Situation von Puerto Rico (US-amerikanisches Außengebiet) kann man im Internet nachlesen. Interessant ist, dass viele Puerto Ricaner nach Florida umziehen…In unmittelbarer Nähe stand ein Mitarbeiter, der die Rede mitschrieb. Der Computer ähnelte einem Bauchladen… Laufend wurden die Mitarbeiter von anderen abgelöst.
Nach dieser interessanten Erfahrung war es zu spät für das US Holocaust Memorial Museum. – Wir schlenderten zur Museums Mall und gingen kurzentschlossen in das Hirschhorn Museum, um wenigstens ein bisschen von dem hiesigen Kunstangebot wahrzunehmen. Interessante Objekte waren zu sehen, aber für einen dauerhaften Eindruck reichte die Zeit leider nicht. Die Skulpturen im Garten haben wir jedoch noch gut in Erinnerung. 🙂 🙂
Zum Abschluss stärkten wir uns in einem Lokal, das „Native Food“ anbot, ohne vorher zu wissen, dass es ein vegetarisches Restaurant ist. Es schmeckte ausgesprochen gut – ich bin auf dem Weg, Petra! 😉