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Charleston

Nach der Besichtigung der Boone Hall Plantations & Gardens machten wir einen ausgiebigen Spaziergang in Isle of Palms am Meer. Hier und da lagen Palmenstämme am Strand und viele Panzer von einem Meerestier, dessen Körper spinnenähnlich ist. Diese Tier war auch im Aquarium zu sehen; den Namen finde ich leider nicht heraus. 😉

Am nächsten Tag besuchten wir Charleston mit seinem Südstaatenflair. Die prächtigen Herrenhäuser lassen den Reichtum der einstigen Plantagen- und Sklavenbesitzer nur erahnen. Im Hafen tummelten sich einige Delfine im Wasser, die uns aber nur ihre Rückenflosse zeigten. 😉
Wir schlenderten durch die belebte Stadt – es war Samstagnachmittag – und wurden am „Marion Square“ auf eine Gruppe von Musikern aufmerksam. Die Instrumente wurden gerade aufeinander abgestimmt. Wir schauten uns das Ganze an und warteten erst einmal ab… Da erschien „Doc Nix“ – Dr. Michael Nickens und ließ seine Band aufspielen. Ob Geige, Harfe, E-Gitarre, Schlagzeug oder Blasinstrument – die Vielfalt der Instrumente war enorm und ungewohnt. Die Musik war schmissig, aber wir erkannten nur selten ein Stück, im Gegensatz zu den anderen Zuschauern, die sich immer wieder auf angekündigte Lieder freuten. 🙂 Musiker und Leader zeigten eine wahre Freude an ihrer Darbietung, die auf das immer größere werdende Publikum überging. Einige Lieder, die von Gleichheit und Freiheit handelten, gingen unter die Haut…
Nach und nach erfuhren wir mehr über diese Gruppe. „The Green Machine Ensembles are the Athletic Bands and Campus Spirit Ensembles of George Mason University.“ So steht es in ihrem Flyer. Sie spielen für ihre Basketballmannschaft, die später auch auf dem Platz erschien und bejubelt wurde. Ja, hier wird der Sport ganz anders gefeiert. Da in Charleston ein Basketballturnier stattfand, waren alle angereist, um ihre Mannschaft zu unterstützen. 🙂 Wie immer konnten wir uns kaum trennen, aber zum Schluss stimmte „Doc Nix“ das Abschiedslied an. „One more!“ riefen die Zuschauer –  nach der Zugabe war endgültig Schluss…

Auf dem Weg zum Wohnmobil kamen wir an der Markthalle vorbei, sahen ein Geschäft mit Kaplasteinen und bestaunten die kniffligen Bauten im Laden. Dass es diese Bausteine auch in Amerika gibt, hätte ich nicht gedacht. 😉

Ein schreckliches Ereignis fand am 17.6.15 in der „Emanuel African Methodist Episcopal Church“ in Charleston statt. Hier wurden neun Menschen erschossen und nach diesem Ereignis brannten es in weiteren afrikanischen Kirchen. Schon im August hatte eine Frau aus Georgia im Acadian National Park über diese schreckliche Entwicklung mit mir gesprochen.

Magnolia – und Boone Hall Plantation & Gardens

Am 18.11.15 fuhren wir bei bedecktem Himmel und 25° C in Richtung Charleston. Der Campground in Mount Pleasant war unser Ziel für diesen Tag. Auf dem Weg hielten wir bei Trader Joe`s an und kauften wunderbar ein. In diesem Lebensmittelladen gibt es viele gesunde Vollkornprodukte, Veggiewürstchen und –fleisch. Es macht Spaß hier einzukaufen. Der KOA – Campingplatz liegt an einem kleinen See, in dem Krokodile leben, aber wir haben dort keins gesichtet. 😉
Es war herrlich warm, aber auch schwül, so dass wir abends draußen sitzen konnten. Der starke Regen in der Nacht brachte dann wieder Abkühlung. Diesen Wechsel haben wir in den Südstaaten nun schon oft erlebt, die Regenzeit ist aber bald zu Ende.

Trotz des unbeständigen Wetters wagten wir es zu den „Magnolia Plantations and Gardens“ zu fahren. Stundenlang kann man dort durch die Anlagen spazieren. Die Azaleen und Magnolien standen zwar nicht in voller Blüte, waren aber trotzdem noch schön anzuschauen. Werner entdeckte einen auffallend schönen Vogel im Park, den Rotkardinal, der in mehreren Staaten der Staatsvogel ist.

Spannend wurde es, als wir ein kleines Stück auf dem „Riverwalk“ gingen. Dort sahen wir zum ersten Mal Krokodile (Mississippi – Alligatoren) in ihrer natürlichen Umgebung. Sie lagen glücklicherweise auf der anderen Uferseite auf der Lauer…Als ich ein anderes Krokodil im Fluss schwimmen sah, wurde mir schon etwas mulmig zumute. 😳Als Werner sich mit seiner großen Kamera dem Tier näherte, schwamm es davon. Das zeigte mir, dass Alligatoren tatsächlich die Nähe der Menschen scheuen. Werden sie gefüttert, verlieren sie diese Scheu und nähern sich den Menschen. Dann stellen sie eine Gefahr für den Menschen dar und werden getötet.
Schildkröten sahen wir auf einer kleinen Insel im Fluss und der „Anhinga“, ein Wasservogel, zeigte sich beim Jagen (unter Wasser), Fressen und beim Trocknen seiner Flügel. 🙂 Dabei sitzt er auf dem Steg oder auf einem Ast und breitet die Flügel aus um sie von Sonne und Wind trocknen zu lassen. Ein „Great Blue Heron“, der stolz am Ufer unter einem Baum stand, schien keine Angst vor Menschen zu haben. Er beobachtete uns und ließ sich auf Werners Lockruf ein, indem er ihm „antwortete“. Ja, Petra, deine Vogelflöte wäre jetzt genau das richtige für unsere Vogelbeobachtungen. 🙂 Wir sahen auch einige „Common Moorhens“, die aber immer genügend Abstand von den Krokodilen hielten. 😉

Die Reisfelder auf beiden Seiten des Flusses werden nicht mehr bewirtschaftet und dienen Scharen von Vögeln als Nahrungsquelle. Hurricans und die regelmäßig einfallenden Vogelscharen beeinträchtigten die Ernte in der Vergangenheit. Natürlich spielte auch die Befreiung der Sklaven eine große Rolle – die Bewirtschaftung wurde unrentabel…

Am nächsten Tag fuhren wir zur „Boone Hall Plantations & Gardens“. Die „Avenue of Oaks“ brachte uns in eine Zeit, die für immer vergangen aber nie vergessen sein wird. – So steht es im Flyer. Der Anblick dieser Allee war überwältigend, überall hing „Spanish Moss“ von den Bäumen, was für South Carolina so typisch ist. Diese Pflanze setzt sich auf Bäume, sie benötigt Luft und kann nicht auf dem Boden leben. Sie ist jedoch kein Parasit und schädigt den Baum nicht. Am Ende der Allee stand das imposante Herrenhaus und im krassen Gegensatz dazu vorher neun „Slave Cabins“. Sie waren aus „Bricks“ (Ziegelsteinen) gebaut, die die Sklaven herstellten.
Hier wohnten die Hausangestellten und die Handwerker, während die Feldarbeiter in Holzhütten in der Nähe des Feldes wohnten. Früher standen hier mehrere Häuserreihen, die Plantage war recht groß.
In den kleinen „Cabins“ konnten wir uns über das Leben der Sklaven und die historische Entwicklung informieren. Die Informationen, die wir bei der Führung erhielten, waren uns zu positiv dargestellt. Auch die kurze „Plantation Coach Tour“ gab nur einen kleinen Einblick. Die Erträge der Felder waren durch den Regen vernichtet, so dass nicht viel zu sehen war. Ein Erdbeerfeld war gerade neu angelegt worden.
In einem Haus saß eine Afroamerikanerin und stellte in althergebrachter Weise „sweetgrass baskets“ her. Etwas später sahen wir sie im „Gullah Theatre“ wieder, wo sie temperamentvoll über das Leben ihrer Vorfahren berichtete und Spirituals anstimmte. Das ging unter die Haut und war authentisch. 🙂
Zum Abschluss trafen wir eine Hochzeitsgesellschaft, die sich diesen Ort für den schönsten Tag ihres Lebens ausgesucht hatten. In der beeindruckenden Allee wurden gerade die Hochzeitsfotos gemacht.
Zum Abschluss wäre noch zu erwähnen, dass das Herrenhaus dem Film „Fackeln im Sturm“ als Kulisse diente. 😉

Baumwolle in Bishopville

„Wird es nicht Zeit wärmere Gefilde anzufahren?“ – Ja, es wurde Zeit und so beschlossen wir Wilmington außen vor zu lassen und direkt nach Charleston zu fahren, 301 km/ 4.43 h an der Küste entlang. Nur nicht schwach werden und wieder so viel auf dem Weg dorthin anschauen! 😉 Um 12.15 h fuhren wir beim Kilometerstand 38858 über die „Grenze“ nach South Carolina und schwups fanden wir uns im Welcome Center wieder! Wir erkundigten uns nach Baumwollfeldern, Plantagen und Museen, die etwas über das Leben der Sklaven erzählten. Wie immer wurden wir sehr gut beraten und gingen mit diversen Broschüren in unsere persönliche Beratung. 😉 Denn wir mussten unsere Pläne ändern, wenn wir ein Baumwollfeld sehen wollten. Außerdem wurde es höchste Zeit, denn die Baumwollernte neigte sich dem Ende zu.

Bishopville im Landesinnern war nun unser Ziel, sogar ein State Park mit Strom lag in der Nähe. Zwei State Parks in Folge, das hatten wir noch nie!!  Ein Abstecher zum Myrtle Beach war jedoch ein Muss! Die vielen Hochhäuser schreckten uns ab und wir waren schnell wieder auf unserer Route. 😉 Auf der weiteren Fahrt sahen wir viele Wälder, die im Wasser stehen. Daher gab es immer wieder Überbrückungen, die wir so noch nicht kannten. Laufend wiesen Schilder auf „Local sweet potatoes / pecan nuts“ hin. Den riesigen Schrottplatz hätte Werner gerne fotografiert und am ersten Baumwollfeld in „Marion County“  fuhren wir auch vorbei. Schilder wie „Littering: up to 1000 $ and prison“ verhinderten nicht, dass wesentlich mehr Müll am Straßenrand lag als im Norden des Landes. Der Lee State Park liegt abgelegen und schien verlassen zu sein. Ob wir die einzigen Camper hier sind? Nein, noch drei andere Wohnmobile standen dort in der Natur unter Bäumen und wir hatten viel Platz um uns herum. 🙂 Auf dem Weg sahen wir einige Rehe durch den Wald springen.
Zufrieden beschäftigten wir uns mit unserem Reisebericht, die Feuerstelle blieb an diesem Tag kalt. 😉

Baumwollfelder in der Natur und das Cotton Museum in Bishopville standen am nächsten Tag auf dem Programm. Wir hatten mit beidem Glück! 🙂 Auf der Fahrt nach Bishopville entdeckten wir zwei Baumwollfelder und schauten uns beide ausgiebig an. Es waren Knospen zu sehen, die ganz geschlossen waren, einige waren halb offen und andere zeigten die volle weiße Pracht. Einen Zweig nahmen wir uns zur Erinnerung mit. 😉
Im Museum erhielten wir eine kleine Einführung von einem Veteranen und schauten uns dann in den Räumen um. Sie zeigten die Geschichte der Baumwollanpflanzung, die Geräte, die früher verwendet wurden, die verschiedenen Baumwollarten etc. Es war sehr interessant alles anzusehen und zu lesen und wir lernten eine Menge hinzu, z.B. dass Baumwolle keine Flüssigkeit aufnimmt. Sie muss erst behandelt werden um diese Eigenschaft zu erhalten. Schwierig ist es den Samen von der Baumwolle zu trennen. 1793 wurde die “ cotton gin“ erfunden, die wir uns in mehrfacher Ausführung ansehen konnten. Mithilfe dieser Maschine wird der Samen aus der Baumwolle entfernt. Aus den Samen wird Öl hergestellt, Futter und er wird für die neue Saat verwendet. 🙂 Im obligatorischen Laden kauften wir ein Buch, in dem frühere Sklaven über ihr Leben berichten: „Before Freedom, when I just can remember“ von Belinda Hurmence. Denn es waren die Sklaven, die den Plantagenbesitzern zum Reichtum verhalfen.

Der Veteran forderte uns auf einen Blick ins Veteran Museum zu werfen, was wir ihm nicht abschlagen mochten. Gerne schauen wir uns diese Waffen nicht an. Es war auch eine Vitrine mit deutschen Utensilien aus dem 2. Weltkrieg dabei mit einer Hakenkreuzfahne.

Nun steuerten wir unseren jetzigen Campground an, der am Lake Marion liegt. Dort wollten wir unsere Reiseberichte auf den neuesten Stand bringen. Aber, was sahen wir da? „Unser Baumwollfeld“ wurde abgeerntet. Werner hielt sofort an, zückte seine Kamera und fotografierte.  😉 😉 Lange standen wir am Rand des Feldes und beobachteten, wie drei Erntemaschinen im Wechsel über das Feld fuhren. Sobald der Auffangbehälter voll war, wurde der Inhalt in einen Container gekippt, in dem die Baumwolle zusammengepresst wurde. Ich überlegte die ganze Zeit, wann der Samen entfernt wird. Das konnte uns der Tankwart dann beim Tanken erzählen: Die Baumwolle wird in der „cotton gin“ ganz in der Nähe wieder aufgewirbelt und  der Samen entfernt. Nun war ja alles geklärt. 😉

Heute war Werners Tag, denn kaum gefahren, lauerte schon wieder ein lohnendes Motiv: Ein kleiner See mit Bäumen im Wasser – alles wirkte geheimnisvoll….

Kein Wunder, dass wir erst bei Sonnenuntergang auf dem Campground ankamen! Ein Platz, der in die Jahre gekommen ist. 😉 Ein älteres Paar lebt seit 50! Jahren auf diesem Platz, der herrlich am See gelegen ist. Ein Pier ist vorhanden, aber wir mussten erst einmal sehen, ob er uns auch trägt. Die Inneneinrichtung im Office sieht aus wie ein kleines Museum. Es scheint so, dass einige Camper hier dauerhaft leben. Uns gefiel es und wir arbeiteten mit wenig Ablenkung an unserem BLOG.  Neben vielen Eidechsen hatte eine Schildkröte unsere Aufmerksamkeit geweckt. 🙂 Eine Weile beobachtete sie uns, bis sie sich entschied in Deckung zu gehen und den Kopf einzog. Als Werner das Objektiv wechselte huschte sie ins Wasser. 😉