Archiv für den Tag: 13. August 2015

Die Metropole – Montréal

Nun war es nur noch ein Katzensprung bis Montréal 😉 . Wir waren gespannt und freuten uns auf die Metropole, die nach Paris die zweitgrößte frankophone Stadt der Welt ist. Wir lieben Frankreich, die französische Sprache und haben schon einige Hauptstädte in Europa mit Freude besichtigt.

So ganz einfach sollte unser Aufenthalt in Montréal jedoch nicht werden, denn es ist keine Stadt für Camper. In Berlin, Prag, Paris und Barcelona war es kein Problem, einen Stellplatz in der Stadt zu finden. In Amsterdam und Marseille hatten wir die Möglichkeit in Außenbezirken zu übernachten und mit dem Bus oder der Bahn in die Stadt zu fahren. Wunderbar! Wir landeten auf einem Platz ca. 30 km vom Zentrum entfernt, der eine äußerst schlechte Anbindung zur Stadt hatte. Aber wir wollten nicht länger fahren und buchten direkt zwei Tage. Das passiert uns so schnell nicht noch einmal!  Ein Taxi brachte uns zum Bahnhof und nach einer einstündigen Bahnfahrt kamen wir nachmittags mitten in der Stadt an. 🙂 🙂 🙂

Der 1992 errichtete Turm „Rue de la Gauchetière 1000“, mit 205 m das höchste Bauwerk der Provinz, lag direkt vor uns. Höher durfte er nicht gebaut werden, da kein Gebäude in der Stadt den Mont Royal überragen soll. Wir besichtigten die „Cathedrale Marie-Reine-du-Monde“, die sich mit ihrer historischen Bauweise gegenüber der Hochhausarchitektur zu behaupten weiß. Ja, dieser Nachbau der Peterskirche  in Rom wirkt schon etwas eingeklemmt zwischen den ganzen Hochhäusern. Er wurde im Maßstab 1:3 gebaut und 1894 fertiggestellt.

Wir schauten uns das alte Montréal und den Hafen bei Sonnenschein an. Es herrschte ein lebhaftes Treiben, denn das Freizeitangebot war groß. Ein großes Piratenschiff, auf dem Kinder angeseilt akrobatisch klettern konnten, fiel uns sofort ins Auge. Wir sahen auch Gegensätzliches: Pferdekutschenidylle und rostige Getreidesilos neben verschmutzten Hafenbecken und  die verblasste Habitat 67 (Weltausstellung Expo 67) aus der Ferne. Überall begegnete uns die Geschichte der Stadt, die auch hier auf Schautafeln anschaulich dargestellt war. Die riesige „Basilique Notre-Dame“ konnten wir nur von außen bewundern, denn den Zug zurück nach Vaudreuil-Orion wollten wir auf keinen Fall verpassen.

Gern hätten wir uns noch viele andere Sehenswürdigkeiten der Stadt angesehen. Heftige Regenfälle hielten uns jedoch davon ab, die komplizierte Anfahrt zu wiederholen und wir verbrachten den Tag auf dem Campingplatz, brachten den Blog auf den neuesten Stand und ließen die Waschmaschine für uns arbeiten. Dabei lernten wir ein Ehepaar aus Montréal kennen, das uns wertvolle Tipps für unsere Weiterreise gab. 🙂

Trois-Rivières

Unser nächstes Ziel – Montréal – liegt 475 km von unserem Startpunkt Pointe Loire (bei Tadoussac) entfernt. Wir fuhren am 8.8.15 nachmittags los, genossen noch einmal die herrliche Fahrt und machten einen Zwischenstopp in Trois-Rivières. Die Stadt liegt an einem Fluss, dem Saint-Maurice, der sich im Mündungsbereich in drei Arme teilt. Sie hat nicht so viele Sehenswürdigkeiten wie Québec oder Montréal. Also machten wir einen Hafenspaziergang mit einem Blick auf die markante Brücke, die uns bei der Ankunft schon ins Auge gefallen war. Wieder entdeckten wir ein Kunstwerk, das sich uns nicht sofort erschloss. Was sollte dieser „Eierkarton“ aus Beton, der direkt vor dem Rathaus stand, uns sagen??? Leider habe ich den genauen Titel nicht behalten, das nächste Mal fotografiere ich ihn. Ich erinnere nur: „Hinter verschlossenen Türen!“
Unseren Einkauf bei Walmart hatten wir am Vormittag erledigt, am Sonntag (!)und es war richtig viel los im Laden!!!
Hier in Trois-Rivières war es viel  wärmer und so konnten wir uns wieder sommerlich anziehen. 🙂

St. Siméon – Les Bélugas

Zwei Tage auf einem Campingplatz und schon gehen die Uhren anders! In Ruhe konnten wir die Berichte schreiben, Bilder aussuchen, für den Blog vorbereiten und hochladen und erlebten alles noch einmal…   Abends kamen Grill und Feuerschale zum Einsatz und wir räucherten uns bei wechselndem Wind ein…
 Am nächsten Tag (7.8.15) wechselten wir auf den Campingplatz direkt am Hafen mit einem traumhaften Blick auf das Meer. Hier fuhr eine Fähre nach Rivière-du Loup (auf der gegenüber liegenden Seite) über den breiten St.-Lorenz-Strom. Auch die Boote, die uns zu den Walen fahren sollten, fuhren hier ab. Insgeheim hofften wir einen Buckelwal, Finnwal oder Blauwal zu sehen, aber wir freuten uns sehr, als wir mehrere „Bélugas“ (eine Familie) beobachten konnten.
Wir haben einiges über den Béluga und seine Geschichte im St.-Lorenz-Strom erfahren:
Ende des 19. Jahrhunderts lebten 7800 – 10000 Wale im St.-Lorenz-Strom. Mit dem intensiven Walfang zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschwanden die Wale fast vollständig. Obwohl der Walfang seit 1979 verboten ist, hat sich die Population noch nicht erholt. Die Zahl der hier lebenden Wale stagniert bei 889. An zahlreichen Aussichtspunkten standen Informationstafeln, so dass wir uns immer wieder informieren konnten. So ist auch der Seehund ein ständiger Bewohner des St.-Lorenz-Stroms.
Warum ziehen die Wale in dieses Gewässer?
Zwischen Tadoussac und Baie-Sainte-Catherine fließt der „Rivière Saguenay“ in den St.-Lorenz-Strom. An der Mündung findet der „Krill“ beste Lebensbedingungen vor (Kohlenstoff, Sauerstoff und Licht). Die Wale machen auf ihrem langen Weg in den Norden hier halt und verschlingen Krill in riesigen Mengen. Der Fluss ist an seiner Mündung 279 m tief!
Am Pointe Noire, einer Beobachtungsstation an der Mündung, erhofften wir uns noch weitere Wale von Land aus beobachten zu können. Aber sie zeigten sich nicht und wir genossen den wunderschönen Blick in den Fjord und auf das Meer bei klarer Luft und kaltem Wind.
Nun sollte es weiter nach Montréal gehen.

Fleuve Saint-Laurent – Baie-Saint-Paul

Am 5.8.15 ging es weiter in Richtung Tadoussac – „Whale Watching – Baleines“ war das Ziel. Das vorab: Wir waren nicht in Tadoussac, aber wir haben die dort lebenden Wale gesehen, „Les Bélugas“.
Wir fuhren in die Berge, die Steigungen und das Gefälle waren enorm und auch an Kurven fehlte es nicht. Diesmal genossen wir beide diese Fahrt mit den traumhaften Ausblicken und hielten mehrfach an um den Blick zu genießen. Viele Schilder wiesen darauf hin, dass in dieser Gegend Wintersport getrieben wird und auch jetzt änderte sich das Wetter, es wurde frischer.
Wir hielten an einem wunderschönen Rastplatz mit Blick auf die Baie-Saint-Paul. Der Rastplatz war gleichzeitig Tourist-Information; wir informierten uns über den „Parc Marin du Saguenay-Saint-Laurent“ und stärkten uns.
Das Künstlerstädtchen Baie- Saint-Paul, das auf dem Weg lag, wollten wir uns unbedingt ansehen und wir hatten Glück. 🙂 Es fand gerade das 33. Symposium International D` Art Contemporain de Baie-Saint-Paul mit dem Thema: „Murmures du quotidien“, wörtlich übersetzt „Murmeln des Täglichen“ statt. Zwölf Künstler arbeiteten in einer Eissporthalle und wir nutzten ausgiebig die Gelegenheit, den Künstlern zuzuschauen und mit ihnen über ihre Werke zu sprechen. Das war ein tolles Erlebnis! Die Künstler kamen aus Europa und Kanada, z.B. aus Finnland, Montreal, Halifax und Québec. Ein Künstler baute alle Schiffe, die in dieser Zeit an der Stadt vorbeifuhren, als Modell nach und nahm sich genau die Zeit bis zur Fertigstellung bis das nächste Schiff kam. Ein anderer Künstler beschäftigte sich mit der Überwachungsgesellschaft und eine finnische Künstlerin mit der Umweltzerstörung. Lange unterhielt ich mich mit einer Künstlerin, die sich mit Pflanzen, speziell Blättern beschäftigte.
Da musste ich an meinen Kaktus denken, den eine liebe Freundin für mich hegt und pflegt. (Danke!)
Bei 14° C und Regen hielt uns nichts mehr in der Stadt und nach ca. 100 km Fahrt kamen wir in St.-Siméon an und meldeten uns direkt für 2 Tage auf dem Campingplatz an. Er lag an der Steilküste im Wald und es duftete herrlich –  Natur pur. Nach den vielen Eindrücken war Entschleunigung angesagt. 🙂