Archiv der Kategorie: USA, Vermont

Indian Summer

Der Indian Summer kommt in diesem Jahr mit Verspätung, denn im September war es ungewöhnlich warm und der Sommer war zu trocken. Schon seit Wochen habe ich mir die „Foliage Reports“ im Internet angesehen – überall war es noch grün. Je nördlicher der Ort liegt, umso eher beginnt der Herbst und somit die Färbung der Blätter. Vom Quechee Valley fuhren wir in den „Green Mountain Natural Forest“ in Richtung Killington und landeten in einem unserer geliebten State Parks. Eine tolle Einrichtung, diese Parks, die teilweise schon über 80 Jahre alt sind und immer erweitert wurden. 🙂

Im „Gifford Woods State Park“ lebten wir wieder in einer Idylle mit Lagerfeuer ohne Strom, aber mit Bären!!! Die Rangerin wies uns extra darauf hin, keine Lebensmittel und keinen Müll draußen stehen zu lassen, da Bären im Park leben……Wir haben keinen gesehen. 😉 Der Appalachian Trail führt über den Campground, direkt an unserem Platz vorbei, so dass wir vom Wohnmobil aus eine Wanderung in die Berge machen konnten. Es machte richtig Spaß den Trail zu gehen, auch bergauf ;-), und wir wurden mit dem „Deer Leap Overlook“ belohnt. Oben auf einem Felsen angekommen genossen wir die Sonne und nach und nach kamen mehrere Wanderer mit Hunden an, ein kleiner Hundetreff auf dem Berg. 😉 Nach dieser Wanderung gingen wir früh ins Bett. Wir freuen uns jetzt schon auf unseren nächsten „hike“. 🙂

Willst du Leute treffen, dann male „En Plein Air“. Der Kent Pond ist ein idyllischer Platz, ein kleiner See in einem Gebirge. Hier halten die Fotografen an, um den „Indian Summer“ fotografisch festzuhalten. Ja, ein ganzer Fotokurs aus Ostfriesland schwärmte aus, um die Stimmung mit verschiedenen Objektiven, Blenden, Zeiten und Stativ einzufangen. Es war ein unterhaltsamer Tag, für Werner teilweise nicht einfach, sich auf das Malen zu konzentrieren. Ein Einheimischer aus Woodstock zeigte auf seinen Landkarten, wo der „Indian Summer“ noch viel schöner zu sehen ist, denn in diesem Jahr ist alles anders, da der Sommer so heiß und trocken war. Paare aus Rendsburg, Bern, Hannover und Illionois sprachen uns an, andere betrachteten Werners Bild und fotografierten es…. 🙂
Das Wetter war wechselhaft, so dass wir ständig andere Lichtverhältnisse hatten und die bunten Wälder sich immer wieder neu zeigten. 🙂

Dem Tipp des Woodstocker Fotografen, der auch Ölbilder malt, wollten wir gerne am nächsten Tag folgen, aber vorher noch einen Blick auf den See werfen. Schon am Morgen wurden wir mit strahlendem Sonnenschein verwöhnt, was den ganzen Tag so bleiben sollte. 🙂 Wieder gab uns ein Vermonter am See den Tipp, den Trail am See zu gehen, da dort so schöne Ausblicke zu sehen sind. Also gingen wir schon am Vormittag wieder ein Stück auf dem Appalachian Trail – diesmal ohne nennenswerte Steigung 😉 –  und genossen die vielen schönen Aussichten auf den See und die Berge aus einem anderen Blickwinkel. Wir bewunderten und fotografierten interessante Spiegelungen auf dem See.

Danach wurde es Zeit, die Route 100 gen Norden zu fahren, um den Indian Summer in Downingville und Lincoln zu sehen und fotografisch festzuhalten. Auf der Fahrt dorthin waren Anblicke, die der Amerikaner „breathtaking“ nennt, aber Werner durfte oft nicht anhalten…. In Rochester, einem typischen kleinen Ort, machten wir eine Pause und gönnten uns in einem urigen „Store“ eine kleine Stärkung. Außerdem fanden wir dort eine Post für unsere Hochzeitskarte, die wir dringend abschicken mussten. 😉

Weiter fuhren wir und waren gespannt, welcher Blick uns im Norden der Green Mountains erwartet. Oft hielten wir an, genossen den Blick auf die bunten Berge oder machten ein Foto (Werner). Am Ziel angelangt wurde das Stativ herausgeholt und mit verschiedenen Objektiven alles festgehalten. 😉 Manchmal störten die Strommasten, manchmal die langen Schatten….
Und immer wieder staune ich, wenn Werner auf die Bremse geht und einen Blick sieht, den ich so gar nicht gesehen habe. Wir fuhren auch noch zur zweiten Stelle, bevor es dunkel wurde und waren voll im „Indian Summer Fieber“. Gut, dass wir im Dunkeln noch einen Campground mit Strom fanden, an dem Werner seine Bilder direkt auf den Computer ziehen und ansehen konnte. Einen Fernseher benötigen wir in den USA nicht. 🙂

Der nächste Tag (9.10.) war regnerisch und daher gut geeignet, den Blog zu aktualisieren, diesmal ganz zeitnah. Nun haben wir noch drei Tage hier in den Bergen vor uns, der Indian Summer wird sich uns noch intensiver zeigen und eine Wanderung wollen wir noch unternehmen, bevor wir uns in die Großstadt begeben werden.

 

Back to Vermont – The Green Mountain State

Schon in der Nacht setzte der angekündigte Regen ein und prasselte auf unser Wohnmobil. Mit dem Regen fielen Blätter auf die Markise, die weggefegt werden mussten, denn eins war klar: Bei diesem Wetter hielt uns nichts mehr auf Cape Ann, der Waldboden weichte durch den Regen langsam auf. Da ist schon so mancher stecken geblieben. 😉 Gut, dass wir die Capes von den Niagarafällen behalten hatten, sie dienten Werner nun zum Schutz vor dem strömenden Regen. (Jedenfalls teilweise……)Nachdem wir innen und außen alles klar gemacht hatten, reservierten wir noch den Campground in New Jersey für unseren Besuch in New York Mitte Oktober. 🙂 🙂 🙂

Nun hieß es dem Regen zu entkommen und dem Indian Summer in Vermont entgegen zu fahren. Wir fuhren an Boston vorbei, verließen Massachusetts und setzen unsere Reise in New Hamsphire fort. Nachdem wir Manchester rechts liegen gelassen hatten, lud uns der Sunapee Lake zu einer Pause ein. In Claremont, das ganz in der Nähe liegt, kehrten wir am nächsten Tag in einem netten kleinen Lokal ein. Zeitungen, eine gestimmte Gitarre, Wifi Stromanschluss, dazu verschiedene Sorten Fair Trade Kaffee und natürlich ein Sandwich mit Bio – Zutaten. Alles ganz nach unserem Geschmack, aber leider nur bis 3.30 pm geöffnet!

Die nächsten Tage verbrachten wir wieder in Vermont und lernten diese Gegend immer besser kennen, sei es durch Gespräche mit Leuten, die dort leben, durch den Besuch der Sugarbush Farm, die Wanderung zum Deer Leap Overlook, das „En Plein Air Painting“ am Kent Pond oder durch Ellen Stimsons Buch „Mud Season“.

Nun eins nach dem anderen: Vermont ist bekannt für seinen guten Cheddar und für den Maple Syrup. Beides durften wir in allen Variationen in der Sugarbush Farm probieren, vier Maple Syrup – Sorten, vom frühen leichten bis zum späten kräftigen Syrup. Von den mindestens 20 Käsesorten probierten wir einige und fanden zwei, die uns besonders gut schmeckten. Auch Marmelade, Senf, Relish stand zum Probieren bereit, so dass wir nicht die „Katze im Sack“ kauften, sondern lauter Köstlichkeiten erstanden. Spannend war es den „evaporator“, der aus einer großen Pfanne und einer Feuerstelle besteht, zu sehen. Dort wir der Ahornsaft zu Sirup gekocht, wofür eine große Menge Holz benötigt wird. Bei einem kleinen Rundgang durch den Wald konnten wir sehen, wie die Farmer heute vorgehen, um den Ahornsaft zu erhalten. Sie schleppen keine Eimer mehr, sondern leiten den Baumsaft durch ein Plastikröhrensystem, das von Baum zu Baum führt weiter.
Vor dem Haus beeindruckte uns eine Markierung der Schneehöhen der letzten Jahre. Kaum vorstellbar, wie hart die Winter in dieser Gegend sind!

Die Vermonter haben fünf Jahreszeiten (die Rheinländer ja auch ;-)): Frühling, Sommer, Herbst, Winter und „Mud Season“, wenn der Schnee schmilzt und alles im Matsch versinkt…. Früher hatten die Kinder in dieser Zeit auch schon einmal schulfrei! Das Buch mit diesem Titel schildert das Leben der Vermonter hautnah und so konnte ich vieles entdecken, was ich im Buch gelesen hatte und umgekehrt.

Die kleine Stadt Woodstock sollten wir unbedingt besuchen… ein Einheimischer erzählte uns, wer hier so alles einen Wohnsitz hat: Jonny Depp, Tom Cruise und Robert Redford. Auch Charles Bronzon habe hier gelebt und sei hier begraben. New Yorker und Bostoner suchen in Vermont Erholung, denn es gibt viel Natur und nur kleine Städtchen und Dörfer mit ihren urigen „Stores“.

Als wir zum Quechee Gorge fuhren und gerade parkten, setzte sich  ein alter VW Käfer Jeep rasant vor uns. Ein uriger Typ mit Zopf stieg aus, ließ den Motor laufen und fragte Werner stolz, ob er das Auto erkenne. ( 43 Jahre alt!!! – das Auto 😉 ). Wir plauderten noch eine ganze Weile und bekamen viele Tipps für diese Gegend. Unser Wohnmobil gefiel ihm sehr gut und prompt zeigte er uns ein Foto von seinem riesigen Camper, den er jedoch verkaufen wollte……. 🙂

Little River State Park – Waterbury

In den USA die richtige Batterie, (Gel-Batterie), für unser Wohnmobil zu bekommen, das ist nicht so leicht. Bei Pete`s RV erhielten wir den Tipp zu Interstate Batteries zu fahren und wir hatten mal wieder Glück! Denn dort erhielten wir, was wir benötigten, Made in Germany. 😉 Gut, dass wir uns vorher im Internet informiert hatten, denn in den USA werden die Angaben zur Batterie in Amperestunden gemacht! So konnten wir nach anfänglichem Zweifeln feststellen, dass wir die richtige Batterie bekamen. Schnell wurde sie eingebaut und wir waren um einige Dollar erleichtert. Die Freude war groß, da wir nun wieder autark waren und abends nicht auf die Taschenlampe angewiesen waren.

Müde von der letzten kurzen Nacht fuhren wir nicht sehr weit und landeten im „Little River State Park“, wo wir uns direkt für zwei Tage anmeldeten. Dies war der günstigste Platz, den wir bisher hatten, und wieder ein ganz besonders schöner –  am Steilufer mit Blick auf das „Waterbury Reservoir“. Der Motorradfahrer aus Buffalo, der auf dem Nachbarplatz zeltete, kam zu uns um unseren schönen Blick auf den See zu fotografieren. Kurzerhand fotografierte er auch Werner und mich. Die Musik, die vom Nachbarplatz zu hören war, gefiel uns auch und jeden Abend fuhren zwei Motorboote mit lauter Musik über den See. Wir waren so erholt, dass uns nichts stören konnte, wir wunderten uns nur ein wenig. 😉

Am nächsten Tag liehen wir uns ein Kanu aus, frühstückten auf dem See und paddelten in verschiedene Richtungen. Einfach herrlich! David und Benno hätten auch ihre Freude daran gehabt. Wir genossen die Ruhe auf dem Wasser und die vier Stunden vergingen wie im Flug.

Der „Little River State Park“ hat noch eine Besonderheit, die wir durch Zufall entdeckten. Der Hügel oberhalb des Wassers war im 19. Jahrhundert besiedelt. Ende des 19. Jahrhunderts begannen die Familien ihre Heimat zu verlassen, um in den Westen zu ziehen. Im Jahr 1927 wurde das Tal durch sintflutartige Regenfälle überschwemmt. „THE FLOOD“. Der „Little River“ trat 1934 erneut über die Ufer: Die zweite Flut!! Das spornte das Land an, einen Damm zu bauen, den „Waterbury Dam“, wodurch das „Waterbury Reservoir“ entstand. Der Hügel war nicht mehr bewohnt und die Natur holte sich das Land zurück. Nun ist der Hügel wieder bewaldet. Kein Baum ist 100 Jahre alt, erzählte uns ein Ranger, der uns wertvolle Tipps für unsere Wanderung durch die Geschichte gab.

Vier Stunden wanderten wir den natürlich angelegten „History Hike“. Wir gingen über die Straßen, die die Siedler vor 200 Jahren gebaut hatten. Es ging steil bergauf und wir tauchten in die Vergangenheit ein. Mauerreste, viele Fundstücke aus Metall, Friedhöfe, Kellerlöcher, ein „27 feet“ tiefer Brunnen und immer eine Geschichte der Farmer auf einer Schautafel. Die Fundstücke lagen am Rand, keiner bewachte sie. 😉  Das war Geschichte zum Anfassen, zum Erleben. Zum Abschluss kamen wir an dem einzigen Haus, das noch dort stand vorbei, ein Apfelbaum war inzwischen verwildert und trug ganz kleine Früchte. Fasziniert verließen wir diesen Ort. So haben wir Geschichte noch nicht erlebt. 🙂

Lake Champlain II – Burlington

Der Stromumwandler war repariert und so fuhren wir am See entlang gen Norden nach Burlington und fanden einen schönen Campground, North Beach/ Burlington, wo wir uns für drei Tage niederließen. Hier hatten wir die Gelegenheit mit einigen anderen Campern zu sprechen, bekamen Tipps für Radtouren und Infos, z.B. über Maryland. Viele Urlauber aus Québec sahen wir in Vermont und New Hampshire und hörten und sprachen wieder französisch. Die Menschen aus Québec verlängern ihren Sommer und diejenigen aus Maryland fliehen vor der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit im Juli/August (90 %). Es war das letzte Wochenende vor Schulbeginn und somit viel los auf dem Platz, was sich am nächsten Tag schlagartig änderte.

Unsere Nachbarn zeigten sich sehr hilfsbereit. Als wir nebenbei erwähnten, dass wir Probleme mit unserer Innenbatterie hatten, holte der Familienvater seinen Spannungsmesser und stellte fest, dass die Batterie zwar aufgeladen wird, aber die Spannung sich ganz schnell entlädt. Er schrieb uns auf, wo wir eine neue Batterie kaufen können, falls nötig. Das hat uns sehr weitergeholfen!!!

Burlington ist ein idealer Ort für Leute, die gerne Fahrrad fahren und schwimmen. Es war ungewöhnlich warm für diese Zeit, wie uns ein Biker, der an der Grenze Québec/Vermont lebt berichtete. Mit einem kleinen Picknick fuhren wir an der Küste entlang und konnten manchmal auf den See schauen. Das Wetter war wechselhaft und wir fragten uns, ob es sich lohnte weiter zu fahren, mit dem Risiko nass zu werden. Gut, dass wir nicht umkehrten, denn den schönsten Teil der Tour hatten wir noch vor uns. Der „Island Line Trail“ führte uns zum „Colchester Causeway Park“,  einem 3 Meilen langen Damm, der das Festland mit einer der „Grand Isle“ Inseln verbindet.
Im 19. Jh. wurde hier eine Eisenbahnstrecke gebaut. Der Fotograf entdeckte eine rostige Waggonachse am Wegesrand. 😉 Ein Hurrikan zerstörte den Damm vor zwei Jahren und wir hatten Glück, dass dieser Weg wieder so schön ausgebaut wurde. Eine herrliche Strecke, die wir mit viel Gegenwind fuhren!
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Rad nach Burlington, schlenderten durch die Fußgängerzone und schauten uns den Hafen an. Um in die Stadt zu gelangen, mussten wir eine große Steigung überwinden, was wir mit den E-Bikes locker hinbekamen. Die Fußgängerzone wurde in Anlehnung an Kopenhagen gebaut und wir sahen auch skandinavische Läden.
Im Hafen mahnte uns ein Drache aus Plastikflaschen, an die Umwelt zu denken. Im Gebäude konnte jedermann seine Wasserflasche wieder auffüllen.

In der übrigen Zeit brachten wir unseren Blog auf den neuesten Stand teils  morgens, teils nachmittags, teils abends. Das Lagerfeuer bleibt an solchen Tagen aus, da wir besonders den Abend gerne zum Schreiben und Bilder hochladen verwenden.