Nach San Antonio hatten wir gut 700 km bis zu unserem nächsten Ziel Big Bend N.P. zu fahren, ganz andere Strecken als wir es an der Ostküste gewohnt waren! Wir nahmen uns wieder zwei Tage Zeit und machten einen Zwischenstopp in Del Rio. Schon auf der Straßenkarte ist zu erkennen, dass Texas in Richtung Westen immer einsamer wird. Große Ranchen, Rinder auf der Weide – ein weites Land! Auf der eingleisigen Eisenbahnstrecke🛤 kommt uns ein endlos langer Zug entgegen. 🚂 Nach einiger Zeit wird die Landschaft hügeliger, alles ist karg mit kleinen Bäumen und Kakteen durchsetzt. Ein starker Wind fegt über das Land, so dass wir nicht allzu schnell unserem Zwischenziel entgegen fahren.🌬
Die nächste Etappe beginnt mit schönen Ausblicken und wir halten immer wieder an, um diese Eindrücke festzuhalten: International Amistad Reservoir, Pesos River, Canyon. Es bereitet Werner viel Freude mit verschiedenen Objektiven die Landschaft einzufangen.📷 In Comstock fahren wir durch die erste „Border Control“, denn die Straße läuft nah an der Grenze zu Mexiko entlang. Wir sehen eine Ranch nach der anderen in sehr großen Abständen, alles eingezäunt! Die meilenweiten Zäune wurden mit Sicherheit nicht im Baumarkt gekauft, sondern selbst angefertigt. ⛏Jeder Pflock sieht anders aus, krumm und schief, so wie er gewachsen ist. 🙂
Kurz vor Marathon waren in der Ferne die Berge zu sehen. Jetzt ging es in Richtung Süden und wir hatten hier schon den Eindruck durch die karge Landschaft des Nationalparks zu fahren. Rehe mit langen breiten Ohren standen am Straßenrand. 😉 Wir genossen die herrliche Fahrt bis zum Eingang des Nationalparks und hatten eine wunderbare Sicht auf die Berge. Die ersten drei Nächte verbrachten wir im Rio Grande Village auf einem einfachen Campground ohne Strom und Dusche. 😉 Dort liefen einige „Roadrunner“ (Kuckucksvögel) auf dem Platz herum, die bis zu 20 mph rennen können und einen großen Teil der benötigten Flüssigkeit von den erbeuteten Tieren aufnehmen. 🐦
Der Big Bend National Park liegt im Südwesten Texas´direkt an der mexikanischen Grenze. Hier macht der Rio Grande, der eine natürliche Grenze zu Mexiko bildet, eine große Schleife (Big Bend) und zieht sich wie ein grünes Band durch die Wüste. Der Park gehört zur Chihuahua Wüste, die auf drei Seiten von Bergen umgeben ist, die vierte Seite geht in ein großes Steppengebiet über. Das Klima ist extrem, heiße Tage und kalte Nächte erlebten wir, auch Frost! Die Luft ist äußerst trocken. 😳 Eine weitere grüne Insel bilden die Chisos Berge, die mitten im Wüstengebiet liegen.⛰
Es ist schier unmöglich alles zu schreiben, was wir hier erlebt haben und was uns besonders beeindruckt hat. 🙂 Dass eine Wüste und kahle Berge so interessant sein können, habe ich nicht für möglich gehalten. Mit den Broschüren und den Tipps, die wir im Visitor Center erhielten, waren wir bestens ausgerüstet und wanderten vom Campground in Rio Grande Village zu den heißen Quellen „Hot Springs“ am Rio Grande. Wir kamen an Daniels Ranch vorbei, wo sich Menschen angesiedelt und Mais, Obst und Baumwolle angebaut hatten. Das Wasser leiteten sie aus dem Fluss ab; die Wassergräben und Plantagen zeugten noch davon. 🌳🌳🌳
Der Trail war nur ca. 7 Meilen lang, hatte es aber in sich, denn er ging nicht am Wasser entlang, sondern über die Berge, auf und ab. Und das in der Hitze ganz ohne Schatten! Am Wegesrand lagen bunt bemalte Wanderstöcke und kunstvoll hergestellte Tiere zum Verkauf. Für 8$ erstand ich einen Wanderstock, der direkt zum Einsatz kam. 😉
Wir staunten über die Vielfalt der Pflanzen, besonders der Kakteen. 🌵 Oben angekommen genossen wir den Blick auf den Rio Grande und freuten uns auf das Tal. Die heiße Quelle hatten wir uns anders vorgestellt, sechs Leute saßen in der „Hot Spring Tube“ und genossen das heiße Wasser. Wir gingen nicht hinein, hatten wir doch noch den ganzen Rückweg vor uns!!😳
Ein breiter Schilfgürtel und einige riesige Palmen standen am Fluss. Wie angenehm der Schatten doch im Januar sein kann! 😉 Am Abend waren wir beide k.o. und konnten eine gute Portion Spaghetti vertragen. 🙂
Der „Lost Mine Trail“ in den Chisos Mountains (5 Meilen) war völlig anders. Es ging immer bergauf bis zum Gipfel und nach dem Aufstieg nur noch bergab. 😉 Sonne und Schatten wechselten sich ab, denn in den fruchtbaren Bergen wachsen hohe Bäume, die Schatten spenden. Bären und Panther sind hier zu Hause, aber wir sahen glücklicherweise keine. 😉 Auch trafen wir nur selten andere Wanderer, es war sehr ruhig und wir hörten teilweise nur das Blut in unseren Adern rauschen…
Der weite Blick auf die umgebenden Berge und ins Tal war umwerfend. Bei all der Anstrengung in der Wärme war Wasser ein kostbares Gut. Eine Gallone Wasser pro Person wird empfohlen, so viel tranken wir nicht…
Der Rio Grande hat sich mehrfach einen Weg durch die Berge gesucht und es entstanden enge Schluchten. Schon von weitem hörten wir auf dem Weg zum Boquillas Canyon ein Lied. Ein Mexikaner stand am Wegesrand und sang laut in den Canyon hinein „La Cucaracha“. Jeder Wanderer wurde gefragt, ob er noch weitere Lieder hören wollte und einige Schritte weiter lag die Spendendose… Wanderstöcke und Tiere lagen auch mehrfach zum Verkauf.
Im Canyon wirkten die steilen Felswände über uns teilweise bedrohlich. Nicht auszudenken, wenn sich ein Felsbrocken lösen würde! Am Fluss sonnte sich eine kleine Schildkröte auf einem Stock im Wasser.🐢
Der Santa Elena Canyon im Westen war noch beeindruckender, denn wir konnten tief in die Schlucht hineingehen, ein fantastischer Blick!!! 🙂 Ein Sonnenuntergang im Canyon! Zu gerne hätte Werner dieses Foto im Kasten gehabt, aber dafür waren wir zu früh an diesem Ort. 😉
Dass wir nicht die einzigen Deutschen sind, die in den USA herumreisen, ist uns klar. Aber gleich drei weitere Paare mit geländetauglichen Wohnmobilen in diesem Park zu treffen, das fanden wir schon ungewöhnlich. 🙃 Manche sind länger als zwei Jahre unterwegs. 😉 Von einem fotobegeisterten Paar aus FFB erfuhren wir, dass wir auch mit unserem tief liegendem Auto einen Platz „in the backcountry“ anfahren können. Ein großer Teil der Straßen im Park ist nämlich nur für „high clearance vehicles“ befahrbar. Das machte uns neugierig und wir besorgten uns im Visitor Center eine Genehmigung. Für 12 $ kann man 14 Tage auf diese einsamen Plätze fahren. Die Plätze werden von den Rangers verwaltet; unser Wunschplatz war schon belegt, aber ein Platz in der Nähe war noch frei.
Man muss dazu sagen, dass die Entfernungen im Park groß sind und wir teilweise 100 km am Tag zurücklegten. Da lohnt es sich schon einen Schlafplatz in der Nähe des Trails zu haben. Die Wege zu diesen Plätzen sind Schotterstraßen, teilweise mit ausgetrockneten Bachläufen und mit Vorsicht zu befahren. Für uns war es eine ganz besondere Erfahrung, einsam in der Wildnis zu stehen, ohne Telefonnetz, nicht einmal Radioempfang! Stockdunkel war es in der Nacht. Wir sahen Kaninchen und Jackrabbits, deren große Ohren Körperwärme an die Umgebung abgeben können. Das Heulen der Kojoten, das Stefan und Petra aus dem Rheinland(NE-Kennzeichen) nachts hörten, kam uns nicht zu Ohren. 😉
Der „Ross Maxwell Scenic Drive“ war eine ganz andere Erfahrung. Eine wunderschöne Landschaft aus Lavagestein und Asche, durch Vulkanausbrüche entstanden, breitete sich vor uns aus. Immer wieder nutzten wir die Gelegenheit auszusteigen, die Infos zu lesen und alles fotografisch festzuhalten. (Tuff Canyon, Mule Ears)
Unser letzter Trail in diesem National Park war schon bei der Anfahrt ein Erlebnis. Ein 12,4 km langer Schotterweg führte zum Trail. Werner fuhr so langsam und vorsichtig (1 Stunde), wie es nur ging und setzte trotzdem hörbar auf, als er durch eine Senke fuhr. Seit diesem Erlebnis träumt Werner von einem Allrad-Fahrzeug. 🙂
Auf dem „Grapevine Hills Trail“ sahen wir faszinierende Steinformationen, der Weg hatte sich gelohnt! Er führte uns zum „Balanced Rock“, durch den wir wie durch ein Fenster in die Ferne schauen konnten. Nebenbei konnte ich mit einer französischen Familie plaudern, die mit zwei Kindern ca. zwei Jahre durch Nord- und Südamerika fahren, eine schöne Abwechslung! Sie unterrichten ihre Kinder selbst, was also auch in Frankreich erlaubt ist. ;-)🇫🇷
Auf dem Rückweg sahen wir die so oft erwähnten „Javelinas“ (Nabelschweine), ungefähr fünf an der Zahl. Schnell liefen sie in Deckung, als wir vorbeikamen.
Nach sechs Tagen hatten wir das Gefühl, in diesen Park eingetaucht zu sein und ihn ein wenig zu kennen. Die Hitze am Tag, die Kälte in der Nacht, die Trockenheit, die Einsamkeit und Ruhe, die anstrengenden Wanderungen, die Begegnungen – uns hat es richtig gut gefallen. 🙂 🙂 🙂
Hallo Andrea & Werner,
auch in Südamerika habe ich Eure Reise verfolgt. Jetzt sind wir aber wieder zu Hause und nun kann ich mit Muße die Berichte nachlesen und die Bilder anschauen. Toll, was Ihr so erlebt!
Liebe Grüße
Petra
Liebe Andrea und Werner,
Euer Reisebericht ist einfach super – wir warten immer auf „mehr“ und verfolgen Eure Tour genau. Wir wünschen Euch noch viele schöne Erlebnisse und hoffen auf ein Wiedersehen irgendwann irgendwo!
Hilde und Hans
Wann geht es denn bei euch wieder los?😀