Vor gut zwei Wochen (10.1.16) machten wir uns auf den Weg nach San Antonio, Texas. Wolfgang aus Kalifornien (in Deutschland geboren) fährt diese Strecke an einem Tag, wohingegen wir an zwei aufeinander folgenden Tagen je 460 km zurücklegten. 😉
Die Fahrt ging anfangs durch die Wetlands. Wir trauten unseren Augen nicht: Unglaublich viele Autobahnen führten – auf Betonpfeilern getragen – durch das Swampgebiet!😳
Weiter ging es durch Cajun Country, die jahrhundertealte Heimat der Cajuns. Kleine Häuser, Läden und Tankstellen sahen wir, alles wirkte einfacher und älter. Riesige Reisfelder auf beiden Seiten und zahlreiche Casinos ließen wir hinter uns und kamen am frühen Abend in Texas (Orange) an. 🙂
Etwas lag etwas in der Luft … Texas begrüßte uns mit seinen Raffinerien – fast wie zu Hause in Wesseling! Ein schöner Anblick ist es nicht, aber auch wir benötigen Kraftstoff um diese Tour durch die USA zu machen…🚐
Am nächsten Tag fuhren wir nach einigen Großbaustellen und Feldern (Weiden?) wieder meilenweit durch Konsumzentren, wie wir sie in Deutschland nicht kennen. Einkaufszentren, Restaurants, Hotels, Autohäuser, Tankstellen, Kirchen etc. sind nebeneinander aufgereiht. Reizüberflutung pur! 🏪
In Houston führt eine 2- spurige „HOV lane = high – occupancy vehicle lane“ neben der 6-spurigen Autobahn her. Mit diesen Fahrspuren soll ein Anreiz geschaffen werden mit mehreren Personen im Auto zu fahren. Verkehrsaufkommen und Umweltverschmutzung sollen verringert werden. Während der Verkehr auf den sechs „normalen“ Fahrspuren zähflüssig lief, herrschte auf der „HOV lane“ fließender Verkehr…
Hier in Texas wurden wir zum ersten Mal von der Polizei angehalten und mussten die Autopapiere vorzeigen. Zu schnell gefahren? – Nein, unser deutsches Kennzeichen war dem Polizisten aufgefallen. 😉
Als wir gegen Abend im Dunkeln am Guadalupe River ankamen, waren wir froh, dass der Besitzer Rodney noch herauskam und uns willkommen hieß. Er sprach ein wenig deutsch und plauderte freundlich mit uns. 🙂
Am nächsten Tag erfuhren wir von seiner Frau Margie, dass ihre Eltern auswanderten, in Texas Land kauften und diesen Campingplatz eröffneten. Auch Rodneys Eltern kamen aus Deutschland und wir unterhielten uns anregend bei der „Pizza Party“ auf dem Platz. Dies war eine nette Erfahrung für uns. Einmal im Monat werden die Wintergäste (Snow Birds), die mindestens einen Monat auf dem Campground verweilen, von Margie und Rodney Skolant zu einem Essen im Gemeinschaftsraum eingeladen. Jeder bringt noch etwas Salziges oder Süßes (Nachtisch) mit und Rodney kocht für alle. Wir durften auch daran teilnehmen und genossen die Stunden. Bevor das Büfett eröffnet wurde, sprach Margie ein Dankgebet, wobei sich alle von ihren Plätzen erhoben. 🙂
Nach und nach erfuhren wir, dass viele deutsche Siedler Mitte des 19. Jahrhunderts in diese Gegend kamen und sich hier niederließen. Fredericksburg, New Braunfels, Grüne, Bergheim und Sattler sind einige Ortsnamen. Schmitz, Krause, Pieper, Seidler, Sänger, Hoffmann und Bartels lasen wir als Straßen- oder Firmennamen. 🙂 Der kleine Ort Gruene wurde von Ernst und Henry D. Gruene gegründet und zog viele neue Siedler an. Läden, Cotton Gin, Tanzhalle und Saloon wurden gebaut, als der Ort florierte. Mit dem Tod Gruenes war der Niedergang des Ortes vorprogrammiert, nur die Tanzhalle wurde nie geschlossen. 😉 Inzwischen kehrte wieder Leben ein in diesen Ort. Vieles wurde wieder hergerichtet und wir fühlten uns in die alte Zeit versetzt, als wir durch die Straßen schlenderten. Ein leckeres Steak im Gristmill River Restaurant rundete unseren Besuch ab. 🙂
Auch in der Stadt New Braunfels, die von deutschen Einwanderern gegründet wurde, fanden wir viele Spuren deutscher Siedler so z.B. Omas Restaurant, Friesenhaus, Apfelstrudel in der Bäckerei, ein Wurstfest im November und die Herald Zeitung. Nachdem wir vor einem Jahr das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven besucht hatten, konnten wir hier in Texas einiges mit Leben füllen. 🙂
Die Tage am Guadalupe River erlebten wir bei schönstem Frühlingswetter und herrlicher Ruhe. Im frühen Sommer tobt hier das Leben, Kajaks und Kanadier bestimmen dann das Bild auf dem Fluss. 😉
Der Stadt San Antonio, eine der 10 größten Städte der USA, statteten wir nur einen kurzen Besuch ab. Hier wird Mexiko deutlich spürbar: Musik, Sprache, Restaurants und Andenkenläden sind mexikanisch geprägt. Die Stadt hat eine spanische und eine mexikanische Vergangenheit, bevor sie von der neu gegründeten Republik Texas eingenommen wurde. Wir gingen den schönen Riverwalk mit seinen vielen Läden und Restaurants, machten einen Abstecher in das alte Viertel „La Vallita“ mit Häusern aus dem 19. Jh. (ein kleines „Freilichtmuseum“) und schauten uns die San Fernando Kathedrale an. Die Messen werden in spanischer und englischer Sprache und teilweise bilingual gehalten.
Auch wenn wir nur wenig von dieser interessanten Stadt gesehen hatten, beschlossen wir weiter in Richtung Big Bend National Park zu fahren. 🙂