Archiv für den Tag: 25. November 2015

Charleston

Nach der Besichtigung der Boone Hall Plantations & Gardens machten wir einen ausgiebigen Spaziergang in Isle of Palms am Meer. Hier und da lagen Palmenstämme am Strand und viele Panzer von einem Meerestier, dessen Körper spinnenähnlich ist. Diese Tier war auch im Aquarium zu sehen; den Namen finde ich leider nicht heraus. 😉

Am nächsten Tag besuchten wir Charleston mit seinem Südstaatenflair. Die prächtigen Herrenhäuser lassen den Reichtum der einstigen Plantagen- und Sklavenbesitzer nur erahnen. Im Hafen tummelten sich einige Delfine im Wasser, die uns aber nur ihre Rückenflosse zeigten. 😉
Wir schlenderten durch die belebte Stadt – es war Samstagnachmittag – und wurden am „Marion Square“ auf eine Gruppe von Musikern aufmerksam. Die Instrumente wurden gerade aufeinander abgestimmt. Wir schauten uns das Ganze an und warteten erst einmal ab… Da erschien „Doc Nix“ – Dr. Michael Nickens und ließ seine Band aufspielen. Ob Geige, Harfe, E-Gitarre, Schlagzeug oder Blasinstrument – die Vielfalt der Instrumente war enorm und ungewohnt. Die Musik war schmissig, aber wir erkannten nur selten ein Stück, im Gegensatz zu den anderen Zuschauern, die sich immer wieder auf angekündigte Lieder freuten. 🙂 Musiker und Leader zeigten eine wahre Freude an ihrer Darbietung, die auf das immer größere werdende Publikum überging. Einige Lieder, die von Gleichheit und Freiheit handelten, gingen unter die Haut…
Nach und nach erfuhren wir mehr über diese Gruppe. „The Green Machine Ensembles are the Athletic Bands and Campus Spirit Ensembles of George Mason University.“ So steht es in ihrem Flyer. Sie spielen für ihre Basketballmannschaft, die später auch auf dem Platz erschien und bejubelt wurde. Ja, hier wird der Sport ganz anders gefeiert. Da in Charleston ein Basketballturnier stattfand, waren alle angereist, um ihre Mannschaft zu unterstützen. 🙂 Wie immer konnten wir uns kaum trennen, aber zum Schluss stimmte „Doc Nix“ das Abschiedslied an. „One more!“ riefen die Zuschauer –  nach der Zugabe war endgültig Schluss…

Auf dem Weg zum Wohnmobil kamen wir an der Markthalle vorbei, sahen ein Geschäft mit Kaplasteinen und bestaunten die kniffligen Bauten im Laden. Dass es diese Bausteine auch in Amerika gibt, hätte ich nicht gedacht. 😉

Ein schreckliches Ereignis fand am 17.6.15 in der „Emanuel African Methodist Episcopal Church“ in Charleston statt. Hier wurden neun Menschen erschossen und nach diesem Ereignis brannten es in weiteren afrikanischen Kirchen. Schon im August hatte eine Frau aus Georgia im Acadian National Park über diese schreckliche Entwicklung mit mir gesprochen.

Magnolia – und Boone Hall Plantation & Gardens

Am 18.11.15 fuhren wir bei bedecktem Himmel und 25° C in Richtung Charleston. Der Campground in Mount Pleasant war unser Ziel für diesen Tag. Auf dem Weg hielten wir bei Trader Joe`s an und kauften wunderbar ein. In diesem Lebensmittelladen gibt es viele gesunde Vollkornprodukte, Veggiewürstchen und –fleisch. Es macht Spaß hier einzukaufen. Der KOA – Campingplatz liegt an einem kleinen See, in dem Krokodile leben, aber wir haben dort keins gesichtet. 😉
Es war herrlich warm, aber auch schwül, so dass wir abends draußen sitzen konnten. Der starke Regen in der Nacht brachte dann wieder Abkühlung. Diesen Wechsel haben wir in den Südstaaten nun schon oft erlebt, die Regenzeit ist aber bald zu Ende.

Trotz des unbeständigen Wetters wagten wir es zu den „Magnolia Plantations and Gardens“ zu fahren. Stundenlang kann man dort durch die Anlagen spazieren. Die Azaleen und Magnolien standen zwar nicht in voller Blüte, waren aber trotzdem noch schön anzuschauen. Werner entdeckte einen auffallend schönen Vogel im Park, den Rotkardinal, der in mehreren Staaten der Staatsvogel ist.

Spannend wurde es, als wir ein kleines Stück auf dem „Riverwalk“ gingen. Dort sahen wir zum ersten Mal Krokodile (Mississippi – Alligatoren) in ihrer natürlichen Umgebung. Sie lagen glücklicherweise auf der anderen Uferseite auf der Lauer…Als ich ein anderes Krokodil im Fluss schwimmen sah, wurde mir schon etwas mulmig zumute. 😳Als Werner sich mit seiner großen Kamera dem Tier näherte, schwamm es davon. Das zeigte mir, dass Alligatoren tatsächlich die Nähe der Menschen scheuen. Werden sie gefüttert, verlieren sie diese Scheu und nähern sich den Menschen. Dann stellen sie eine Gefahr für den Menschen dar und werden getötet.
Schildkröten sahen wir auf einer kleinen Insel im Fluss und der „Anhinga“, ein Wasservogel, zeigte sich beim Jagen (unter Wasser), Fressen und beim Trocknen seiner Flügel. 🙂 Dabei sitzt er auf dem Steg oder auf einem Ast und breitet die Flügel aus um sie von Sonne und Wind trocknen zu lassen. Ein „Great Blue Heron“, der stolz am Ufer unter einem Baum stand, schien keine Angst vor Menschen zu haben. Er beobachtete uns und ließ sich auf Werners Lockruf ein, indem er ihm „antwortete“. Ja, Petra, deine Vogelflöte wäre jetzt genau das richtige für unsere Vogelbeobachtungen. 🙂 Wir sahen auch einige „Common Moorhens“, die aber immer genügend Abstand von den Krokodilen hielten. 😉

Die Reisfelder auf beiden Seiten des Flusses werden nicht mehr bewirtschaftet und dienen Scharen von Vögeln als Nahrungsquelle. Hurricans und die regelmäßig einfallenden Vogelscharen beeinträchtigten die Ernte in der Vergangenheit. Natürlich spielte auch die Befreiung der Sklaven eine große Rolle – die Bewirtschaftung wurde unrentabel…

Am nächsten Tag fuhren wir zur „Boone Hall Plantations & Gardens“. Die „Avenue of Oaks“ brachte uns in eine Zeit, die für immer vergangen aber nie vergessen sein wird. – So steht es im Flyer. Der Anblick dieser Allee war überwältigend, überall hing „Spanish Moss“ von den Bäumen, was für South Carolina so typisch ist. Diese Pflanze setzt sich auf Bäume, sie benötigt Luft und kann nicht auf dem Boden leben. Sie ist jedoch kein Parasit und schädigt den Baum nicht. Am Ende der Allee stand das imposante Herrenhaus und im krassen Gegensatz dazu vorher neun „Slave Cabins“. Sie waren aus „Bricks“ (Ziegelsteinen) gebaut, die die Sklaven herstellten.
Hier wohnten die Hausangestellten und die Handwerker, während die Feldarbeiter in Holzhütten in der Nähe des Feldes wohnten. Früher standen hier mehrere Häuserreihen, die Plantage war recht groß.
In den kleinen „Cabins“ konnten wir uns über das Leben der Sklaven und die historische Entwicklung informieren. Die Informationen, die wir bei der Führung erhielten, waren uns zu positiv dargestellt. Auch die kurze „Plantation Coach Tour“ gab nur einen kleinen Einblick. Die Erträge der Felder waren durch den Regen vernichtet, so dass nicht viel zu sehen war. Ein Erdbeerfeld war gerade neu angelegt worden.
In einem Haus saß eine Afroamerikanerin und stellte in althergebrachter Weise „sweetgrass baskets“ her. Etwas später sahen wir sie im „Gullah Theatre“ wieder, wo sie temperamentvoll über das Leben ihrer Vorfahren berichtete und Spirituals anstimmte. Das ging unter die Haut und war authentisch. 🙂
Zum Abschluss trafen wir eine Hochzeitsgesellschaft, die sich diesen Ort für den schönsten Tag ihres Lebens ausgesucht hatten. In der beeindruckenden Allee wurden gerade die Hochzeitsfotos gemacht.
Zum Abschluss wäre noch zu erwähnen, dass das Herrenhaus dem Film „Fackeln im Sturm“ als Kulisse diente. 😉