Bei sommerlichen 21° setzten wir unsere Fahrt zu der viel beschriebenen Bay of Islands fort, eine kurze abenteuerliche Fahrt. So steht es in meinem persönlichen Tagebuch. Wenn ich jedoch an einige spätere Strecken denke, ließ sich alles noch steigern.😳 Werner muss sich voll auf den Straßenverlauf konzentrieren; Fotografieren während der Fahrt – wie in Amerika – das ging gar nicht.
Wir machten Halt im Ort Opua mit einem netten kleinen Hafen. Von dort aus kann man mit der Fähre nach Russell übersetzen. ⛴ Weiter ging es nach Paihia, wo wir zum ersten Mal Parkgebühren zahlten. $$ Hier kann man verschiedene Schiffstouren buchen, mit dem Helikopter die Inselwelt von oben betrachten und vieles mehr. Wir wollten uns lieber selbst bewegen, wanderten am Strand entlang, genossen den Blick auf die Inseln und warteten auf die Sonne, die hinter den Wolken verschwunden war. 🌥Ja, das Wetter ändert sich in Neuseeland schnell und wenn die Sonne verdeckt wird, ist es gleich vieeel kälter. Also muss immer eine Jacke mit, auch wenn es noch so warm ist. 😇
Uns hielt es nicht länger in der Bucht, denn wir waren neugierig auf die Waitangi Treaty Grounds, die ganz in der Nähe liegen. Für den Besuch des Museums war es schon zu spät, also fuhren wir zu einem Übernachtungsplatz in der Nähe (20 min Fahrt). Es war ein CAP-Platz. Auf diesen Plätzen kann man gegen eine Gebühr übernachten. Der Motelbesitzer begrüßte uns freundlich und winkte ab, als wir uns nach den Kosten erkundigten. 👍 Wir genossen die Ruhe und den Blick ins Grüne.
Am nächsten Tag bekamen wir auf den Waitangi Treaty Grounds (506ha) einen großen Einblick in die Geschichte Neuseelands🇳🇿 . Schon vor dem Eingang wurden wir freundlich von Maoris begrüßt. Der Eintritt ist nicht günstig, aber meiner Meinung nach gerechtfertigt.
Auf dem weitläufigen Gelände finden verschiedene Aktivitäten statt: Die Präsentation eines Tanzes (haka), eine Führung über das Gelände und ein Besuch des Museums. Neugierig auf die „Zeremonie“, so wie die Aufführung auch genannt wurde, wanderten wir zum „The Carved Meeting House“(Te Whare Runanga) 🚶♀️🚶♂️. Der Weg führte durch den Busch und endete auf einem Wiesengelände, von welchem man einen wunderbaren Blick auf die Bay of Islands hatte. 😊
Um 11 Uhr sollte die Vorstellung beginnen, so langsam sammelten sich einige Leute dort. Wir wurden zu einem Platz geführt, an dem wir warten sollten und es wurden einige Worte an die Gruppe gerichtet. Manchmal lachten die Leute um uns herum, aber wir verstanden nicht alles, was die junge Maori sagte. Nun wurde ein Freiwilliger gesucht. Klar, dass sich keiner meldete – die Situation kam mir irgendwie bekannt vor. 😉 Da wir genau in der Mitte standen, schnappte sie sich Werner und los ging es. Wir wussten beide nicht, was nun kommen sollte. Später konnten wir uns alles zusammenreimen: Wir, die Zuschauergruppe, waren ein Stamm und trafen auf einen anderen Stamm. Ja und wer war der „Chief“? – Werner! 😀 Plötzlich kamen die Darsteller des anderen Stammes aus dem Haus und zeigten mit furchterregenden Gesten ihre Stärke. Gut, dass Werner bei dem ganzen Spiel von einer Maori begleitet wurde! Er nahm ein Farnblatt entgegen und wir durften ihm ins Meeting House folgen. 🌿Alle mussten die Schuhe ausziehen und sollten sich leise verhalten. 🙊Für Werner war der Ernst noch nicht vorbei, alle anderen durften sich hinsetzen, die Häuptlingsfrau (ich) vorne in der Mitte. 😉
Ein weiteres Mal zeigten die männlichen Darsteller ihre Kräfte, ihr „Chief“ hielt eine Rede und nun sollte Werner eine Rede halten, ganz schön aufregend! Er fasste sich kurz und sagte: „Wir kommen in Frieden.“ 🏳️ Nun wurde er mit einem „hongi“ (pressing of noses) willkommen geheißen und durfte sich zu mir setzen. Jetzt folgte eine beeindruckende Darbietung mit vollem Körpereinsatz, Gesang und Jonglage mit mehreren „poi“ und „sticks“. 😊Wer schrickt nicht zusammen, wenn unerwartet eine Speerspitze kurz vor dem Gesicht stoppt? ⁉️
Die Darsteller (drei Männer und drei Frauen) schienen selbst viel Freude an der Performance zu haben und wir waren beeindruckt. 😊😊😊
In einem Meeting House treffen sich auch heute noch die Repräsentanten eines Stammes zu allen wichtigen Angelegenheiten. Das Besondere an Whare Runanga (s.o.) ist, dass es ein Versammlungshaus für alle Stämme ist. Der Innenraum ist ein wahres Kunstwerk, in dem die Geschichte und Kultur der Maori-Stämme dargestellt werden.
Die nun folgende Führung begann schon ganz locker mit dem Hinweis, dass wir den Namen des Maoris sowieso nicht behalten können und wir ihn John, Bill etc. nennen dürfen. 😉
Mit John spazierten wir über das Gelände und er informierte uns ausführlich über einige Besonderheiten. Ausgerüstet mit Headset konnten wir ihn jederzeit gut verstehen. So hat das Alphabet der Maori weniger Buchstaben, was man an den Städtenamen erkennen kann: Ruakaka, Kawakawa, Tokatoka.
Beeindruckend war seine Schilderung über den Vertrag von Waitangi. Nachdem Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten europäischen Siedler in der Bay of Island ankamen und die Zahl der in Russell ankommenden Schiffe immer weiter stieg, nahmen die Engländer ihr Ziel in Angriff, Neuseeland zur britischen Kolonie zu erklären. Der Vertrag wurde in beiden Sprachen verfasst, aber verschieden ausgelegt. Der Begriff des „Landverkaufs“ war weder in der Sprache noch im Bewusstsein der Maoris verankert. Dies war jedoch ein zentraler Punkt im Vertrag. Nach und nach haben die Häuptlinge den Vertrag unterschrieben, aber es kam später noch zu vielen Unruhen im Land. 😳
Dies alles ist eindrücklich in einem Film im Waitangi Museum zu sehen.
John erzählte uns noch viel über das Treaty House, in dem der Vertrag am 6.2.1840 geschlossen wurde. Es war das Wohnhaus von James Busby, der den Vertrag vorbereitete. Das Meeting House der Maori wurde erst genau 100 Jahre später eröffnet…
Interessant war noch das 35 m lange „ceremonial war canoe“, Ngatokimatawhaorua, das mindestens 76 Paddler benötigt, um es sicher auf dem Wasser zu fahren. Jedes Jahr wird es am 6. Februar zum Tag der „Waitangi Day celebrations“ zu Wasser gelassen. 🛶
Nach der Führung stärkten wir uns erst einmal im Whare Waka Café, bevor wir uns ausgiebig im Waitangi Museum informierten. 🌮☕️
Der Besuch der Waitangi Treaty Grounds hat uns nachhaltig beeindruckt und noch lange beschäftigt. Erfüllt fuhren wir am späten Nachmittag noch 80 km weiter zur Karikari Peninsula. 😊😊😊
Wow, das hört sich nach einem tollen beeindruckenden Erlebnis an, liebe Andrea und lieber Werner.
Fahrt immer schön vorsichtig!
Liebe Grüße
Petra