Archiv für den Monat: Juli 2016

Baltimore – goodbye USA!

An Werners Geburtstag blieb keine Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Denn wir trafen uns pünktlich um 8.30 Uhr mit Herrn Müller, der uns bei allen Formalitäten behilflich war. Ein zweites Paar aus Mettmann/Rheinland nahm diesen Service ebenfalls in Anspruch. Wir tauschten uns über unsere Reisen aus und die lange Wartezeit verging wie im Flug. 😉
Etwas wehmütig war uns zumute – kommt unser WoMo auch sicher  in Hamburg wieder an? Wir werden es sehen…🤔

Im Hotel angekommen machten wir uns auf den Weg zum Inner Harbor – ein Katzensprung! Es war unglaublich heiß in Baltimore. Als wir am Kiosk eine Flasche Wasser kaufen wollten, trauten wir unseren Ohren nicht: 4$ für eine kleine Flasche – nicht mit uns! Wir machten eine Rundfahrt mit dem Wassertaxi, das gut gekühltes Wasser für 1$ bereit hielt. Wunderbar! 😀

Wir schlenderten am Inner Harbor mit der interessanten Skyline entlang und genossen die Atmosphäre. Auf einem Pier fand gerade ein Soundcheck für das bevorstehende Konzert statt. Wenig später strömten die Leute zum Eingang, wo jeder Einzelne auf Waffenbesitz abgetastet wurde.
Wir hingegen machten uns auf zum Hardrock Café und stießen mit einem Bier auf den Geburtstag an. 🍻
Das Ende des Rockkonzertes erlebten wir inmitten einer lebhaften Menschenmenge vom gegenüberliegenden Pier. Klar, dass auch wieder Kinder dabei waren – wie am Mittelmeer!

Am nächsten Tag ging es mit der Bahn zum Flughafen. ✈️ Dort hatten wir unendlich viel Zeit, denn das Flugzeug flog mit Verspätung am späten Abend ab. An Bord erfuhren wir,  dass die Putzkolonne nach halbfertiger Arbeit für einen anderen – offenbar wichtigeren– Einsatz abgezogen wurde. 😳 Der Flug verlief reibungslos und so konnten wir dank der Zeitverschiebung am späten Vormittag wieder europäischen Boden betreten. 😉 Aufregend!!!

Es war für uns ungewohnt wieder einen festen Wohnsitz einzunehmen. Werden wir uns  daran gewöhnen? 😉

Kurz vor der Abreise machten wir uns Gedanken, welche Erfahrungen für uns von besonderer Bedeutung waren. Diese Worte kamen uns am Lagerfeuer in den Sinn:

FREIHEIT  –  NOMADENLEBEN   –   BEGEGNUNGEN   –   WEITE  –   NATURSPEKTAKEL  –  METROPOLEN

 

Cleveland – Pittsburgh

Da wir in Fahrlaune waren, fuhren wir in den Abend hinein Richtung Lake Erie/Ohio. Regen und ein heftiges Dauergewitter bescherten uns eine abenteuerliche Fahrt. Eine Stunde ging es durch die tiefschwarze Nacht, in der grelle Blitze und krachende Donner zeitgleich über uns einschlugen. ⚡️⛈ Erleichtert kamen wir bei unserem Übernachtungsplatz an.
Den Aufenthalt am Eriesee hatten wir uns anders vorgestellt – der Uferbereich war zum großen Teil in privater Hand. Traumhafte Grundstücke und Häuser säumten die Straße. Mit viel Glück fanden wir einen kleinen Park am See und schwammen eine Runde. Dort unterhielten wir uns angeregt mit Mennoniten, David, Clara, Anna und Ada, die auch Erholung am See suchten. 😀
Gut, dass Ohio östlich von Toledo einige State Parks am Wasser eingerichtet hat – für alle „Normalverdiener“ und Touristen!😉

In der alten Stadt Cleveland machte Rockefeller seine Millionen. 💰💰💰
Wir hingegen besuchten die Ausstellung „ Louder than Words – Rock * Power * Politics“ in der Rock & Roll Hall of Fame. Ein lohnender Besuch, bei dem wir altbekannte Melodien hörten, in Filmen die Arbeitsweise und die Entwicklung einiger Künstler erfuhren und Protestfilme gegen den Rock and Roll aus früheren Zeiten sahen. Was Musik alles erreichen kann, wurde in der oben genannten Sonderausstellung eindrücklich gezeigt. 🎤🎼🎷🎸🎹🎺

Nach einem zweitägigen Halt im West Branch State Park steuerten wir die Stadt Pittsburgh in Pennsylvania an. Am Zusammenfluss von Allegheny, Monongahela und Ohio River war Stahl über Jahrzehnte das Schlagwort. Wieder sahen wir interessante Brückenkonstruktionen aus Stahl. Unser besonderes Interesse galt jedoch dem Andy Warhol Museum, das wir hier besuchten. Andy Warhol – Ai Weiwei ist das Thema der aktuellen Ausstellung. Ein Dialog zwischen den Künstlern wurde geschaffen. Auf jeder Etage wurden Vergleiche zwischen beiden Künstlern gezogen, Parallelen, Schnittpunkte und Unterschiede herausgestellt. Wieder eine lohnende Ausstellung! 🎨🎥

Bei einem kleinen Rundgang durch Pittsburgh schauten wir uns „Deutschtown“ an. Nur die Häuser mit ihren Höfen und einige Namen erinnern noch an die ehemaligen Siedler. 🇩🇪Ein deutsches Geschäft sieht man hier nicht – nur wenige Häuser wurden renoviert…🤔
Mit jeder Meile kamen wir unserem Ziel, dem Hafen in Baltimore näher. Wir erwischten glücklicherweise den letzten freien Platz in einem State Park in Maryland am Holiday-Weekend. 😀

Der 4. Juli ist der zweithöchste Feiertag in den USA nach Weihnachten, so wurde es uns berichtet. Alle Leute sind unterwegs und feiern diesen Tag. Zahlreiche Feuerwerke sahen wir in diesen Tagen am Himmel. In den Geschäften wurde schon seit Wochen alles angeboten, was man mit der amerikanischen Flagge bedrucken kann – Strampler, Kleidchen, Hosen etc… 🇺🇸🇺🇸🇺🇸
Kopfschütteln erzeugten einige T-Shirt Aufdrucke mit kriegsverherrlichenden Motiven… Selbst im Liquor Shop wurde eine Biersorte vor einem Display mit Soldaten im Feldzug beworben. Für uns eine ungewöhnliche Werbung, die eine Facette amerikanischer Werte zeigt. 🤔🤔🤔

Im State Park Hollofield – Patapsco nahe Baltimore verbringen wir nun die letzten Tage unserer Reise und bereiten alles für die anstehende Rückreise nach Europa vor.
🚙 ⛴ ✈️

Chicago

Chicago, Windy City, ist heute nach New York und Los Angeles die drittgrößte Stadt der USA. 🏙 Gut drei Tage nahmen wir uns Zeit um die Stadt zu erleben. Strategisch günstig gelegen wird ein Übernachtungsparkplatz für LKWs und RVs am McCormick Place angeboten. Von hier aus konnten wir sowohl die City als auch den Lake Michigan gut erreichen – zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit der Bahn! 😀Der Fahrrad– und Fußweg am See wurde gut genutzt, auf den Wiesen wurde gegrillt, im See gebadet – kein Wunder bei 30°C!

Die Bevölkerung in Chicago ist bunt gemischt, was sich auf dem Navy Pier widerspiegelte. In einigen Bereichen am See genossen jedoch mehr Afroamerikaner das Wochenende – im Yacht Club blieben die Betuchten unter sich. Quirlig war es am Father’s Day überall… 😄
Fasziniert schauten wir uns die Skyline an, die sich während der 14 km langen Fahrradtour am Ufer des Lake Michigan immer wieder veränderte. Großstädte haben eben auch ihren Reiz! 🚲
Mit der Metra ging es an den anderen Tagen in die City. Beim ersten Mal konnten wir direkt einsteigen und am nächsten Tag warteten wir fast eine Stunde. 🙄Damit hatten wir nicht gerechnet.  Zurück gingen wir den weiten Weg dann lieber zu Fuß…👟👟
Am Chicago River angekommen schauten wir uns begeistert die vielen unterschiedlichen Brücken an. Unter den alten Stahlbrücken spürt man noch einen Hauch der alten Gangsterstadt – Al Capone lässt grüßen. 🕵🏼 Wir gingen den Riverwalk, tranken Kaffee und bewunderten die Skyscraper der Architekturstadt Chicago aus der Nähe. Natürlich stellten wir uns zum Schluss am Willis Tower in die Schlange um die Stadt von oben zu betrachten. 😉
Fakten: 433m hoch, 103 Stockwerke
Wir konnten die Stadt nur hinter Glas betrachten, das war ein wenig schade… Interessant fand ich den Vergleich mit anderen hohen Gebäuden, die alle plastisch dargestellt waren. Wie klein erschienen manche Bauten dabei!

Last but not least besuchten wir am letzten Tag das „Art Institute Chicago“ – absolut sehenswert! Impressionism, Modern Art und Contemporary Art waren unsere Favoriten. Immer wieder entdecken wir neue Bilder von uns bekannten Künstlern. Interessant waren z. B. die Bilderreihen von Claude Monet, der die Verteilung von Licht und Schatten überverschiedene Tages- und Jahreszeiten erkundete. Beeindruckt standen wir vor Edward Hoppers Nighthawks: „Wahrscheinlich habe ich unbewusst die Einsamkeit einer Großstadt gemalt.“ 😄😄😄

Auf unserem Rückweg sahen wir im Millenium Park ein munteres Treiben: Freunde und Familien suchten ein letztes freies Plätzchen auf einer großen Wiese – Picknickdecke und Wein wurden schnell herausgeholt. 😉 Auf einer Großleinwand wurde an diesem Abend ein Film gezeigt. Wir mussten leider wieder zurück zum Wohnmobil…

Die Fahrt ins südliche Chicago Richtung Eriesee führte uns durch eine ärmere Gegend. Es sah so aus, als ob dieses Stadtviertel vor vielen Jahren von den ehemaligen Bewohnern verlassen wurde. Eine große katholische Kirche „St. Michael Erzengel“ scheint dem Verfall preisgegeben zu sein. Teilweise fehlte das Glas in den Fenstern.

 

Scenic Byway am Mississippi

Interstate oder Scenic Byway? Wir hatten genügend Zeit für unsere Rückreise und fuhren den Bluff Country Byway in Richtung La Crosse. 🏞Es wurde hügeliger, alles war grün und überall konnten wir Höfe mit den im Amishland typischen Silos sehen. Auf Goose Island/Wisconsin fanden wir einen schönen großen County-Platz direkt am Mississippi – traumhaft! 😀Leider hielt unsere Markise das später einsetzende Gewitter nicht ohne Schaden aus. Aber nach einigen Reparaturversuchen konnte Werner sie am nächsten Tag wieder einfahren. Puh!! 😌
Die Zeit am Mississippi erinnerte uns an New Orleans, auch wenn Welten zwischen diesen Orten liegen. 😉 Hier im Bereich Minnesota, Wisconsin, Iowa und Illinois fließt der gewaltige Strom scheinbar ungehindert durch die Natur. Seerosen wachsen in den flachen Uferzonen. Kleinere, teilweise fast vergessene Orte liegen an seinem Ufer.
In Prairie du Chien spazierten wir am Wasser entlang und in Marquette probierten wir im Casino Lady Luck unser Glück an den Slotmaschinen. 💰Das Glück war uns nicht hold, doch das Büffet schmeckte bestens. An den „Glücksbringern“ saßen übrigens viele ältere Leute. Wir übernachteten hier mit Froschkonzert – auch die vorbeifahrenden Züge waren nicht zu überhören… 🐸🚂🐸
In Guttenberg fanden wir einige Spuren deutscher Siedler: Schillerstr., Goethestr., Esser’s Clothing, eine katholische Kirche St.Mary’s. 🇩🇪Das Beste war jedoch der Kuchen – er schmeckte wie unser Mandelkranz aus Bad Schwartau! Ja, wir haben uns mit dem amerikanischen Essen arrangiert, freuen uns aber schon auf die Brot-, Käse-, Wurstauswahl, die wir bei uns zu Hause haben. Die deutsche Sprache wird hier übrigens nur noch von einigen älteren Menschen gesprochen.
Bevor wir den Mississippi verließen und in die Großstadt Chicago fuhren, übernachteten wir auf einem idyllischen einfachen Campground am Fluss: Lagerfeuer, Vollmond, Vogelzwitschern, Froschkonzert, Libellen, Glühwürmchen und laute Züge, einfach schön!
😄😄😄

Badlands – Austin

Ein saftiges Grün auf beiden Seiten der Straße – wir fuhren mindestens 100 km durch „Grassland“, bevor wir die Badlands erreichten. Während das Thermometer am Tag bis zu 36°C anzeigte, kühlte es am Abend ein wenig ab. Dafür ließen uns die Mai –/Junikäfer auf dem Campground nicht in Ruhe essen…🙄

Erstaunlich, wie viele Menschen bei diesen Temperaturen den National Park besuchen! Die Badlands sind vulkanischen Ursprungs: Asche, die in Flüssen wegtransportiert wurde, wurde zu Ton/Erde und später zu relativ weichem Sandstein. Wasser hat über eine halbe Millionen Jahre am Fels herumgeschnitzt und es entstanden bizarre Spitzen und verschlungene Gräben. Wie eine Mauer ziehen sich die Badlands 100 Meilen durch South Dakota. 🤔

Wir erkundeten den National Park direkt nach Sonnenaufgang, denn die Temperaturen steigen hier im Laufe des Tages (11.6.) schnell an:
6.50 Uhr – 30°C                  9.30 Uhr – 32°C                  10.30 Uhr –38°C
13.00 Uhr – 42°C
Wir bewunderten die Formen und Farben des Gesteins und den interessanten Kontrast zum saftigen Grün, gingen einige kleine Trails und beobachteten verschiedene Tiere, z.B. die Gabelantilopen. Die Jungen sprangen von einem Fels zum nächsten und andere standen in einer Felsnische im Schatten. 😀

Nicht weit von der Mauer der Badlands liegt der kleine Ort „Wall“. Um sein Geschäft anzukurbeln bot der Besitzer des Drugstores (1930) seinen Kunden kostenloses Eiswasser an.❄️💧 Immer mehr Leute kamen vorbei ­– das Geschäft boomte. 💰Inzwischen stehen dort unzählige kleine Läden, die ineinander über gehen, alles im Westernstil. Bei 42°C ließen wir uns das Eiswasser schmecken, tranken einen Kaffee für 5c ☕️ und aßen unseren ersten Donut 🍩 in den USA. Es sollte nicht der letzte sein. Die Sitte, den Gästen Eiswasser im Lokal zu kredenzen, hat sich übrigens weit über die Grenzen Walls ausgedehnt. 😀

Weiter ging es auf der Interstate 90 in Richtung Osten – Chicago wartete schon auf uns. Unsere Rast mit einem Überblick auf den Missouri River und einem Picknick im Schatten war eine Wohltat! 😃

Zwei Tage verbrachten wir dann auf einem unserer „geliebten“ Passport America Plätzen in Plankinton, nutzten Strom, Laundry und Wifi und zahlten 50%. 😊Werner unterhielt sich lange mit einem Schweizer Camper. Es war der Besitzer von Road Bear – auch Lore und Heinz hatten sich bei Road Bear einen RV ausgeliehen. Der Campground ist ein Durchgangsplatz und am nächsten Morgen war er fast leer, füllte sich aber im Laufe des Tages wieder. 😎

Eine Familie mit drei Töchtern war elf Monate im RV unterwegs. Nun hörten wir das erstemal den Begriff „Roadschooling“. Die älteste (18 Jahre) hat noch nie eine öffentliche Schule besucht…🤔

Das Bild, das ich beim Lesen des Romans „Born in South Dakota“ von diesem Staat bekommen hatte, spiegelte sich im Gespräch mit der bodenständigen Campground-Besitzerin wider: Vor 10-15 Jahren kauften viele Kalifornier hier günstig Land oder Häuser und blieben „Stranger“. Inzwischen sind sie alle wieder weg, berichtete sie…

Der Weg führte uns nun über Sioux Falls nach Austin/Minnesota, denn wir mussten ein Dokument ausdrucken. Was zu Hause kein Problem ist – es sei denn die Druckerpatrone ist mal wieder leer – ist auf Reisen schon eine Herausforderung! 😉 Staples war in Sioux Falls nicht zu finden und in Austin wurde der Laden auch geschlossen. Das ist bitter und zeigt die Entwicklung in dieser Gegend!
Doch mit der Hilfsbereitschaft einiger Austiner kamen wir zum Ziel – alles für umsonst! 😊 Wir stärkten uns mit einem Hamburger, den wir mit einem Löffel essen mussten – wieder eine neue Erfahrung!
Neugierig machte uns das SPAM-Museum. Was verbirgt sich hinter dem Namen „SPAM“? Es ist eine Art Frühstücksfleisch, in Dosen verpackt. Die Entwicklung der Firma konnten wir in diesem Museum verfolgen, alles nett gemacht, sogar eine Spielküche für Kinder war dabei. In Kriegszeiten spielte die Firma zur Versorgung der Soldaten eine große Rolle. Klar, dass die Marke SPAM total vermarktet wird – T-Shirts Bleistifte, Becher etc. 💵…
Wir beließen es bei einer Dose SPAM, die es übrigens in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt. Ob sie uns schmecken wird? Noch haben wir sie nicht geöffnet…

Die Fahrt durch den Süden Minnesotas erinnerte uns übrigens sehr an Schleswig-Holstein, insbesondere Fehmarn: Flaches Land, Windräder und Getreideanbau. 😀
Immer wieder sahen wir Rinder, die in Wasserstellen standen und sich abkühlten. Leider gab es auf der Autobahn keine Möglichkeit zu parken, um dieses Bild professionell festzuhalten. 📷