Acadia National Park

Schon die Fahrt zum einzigen Nationalpark Maines war ein Vergnügen. Wir fuhren über die imposante „Penobscot Narrows Bridge“ mit einem Aussichtsturm – 420 feet, the highest bridge observatory in the world! (Mit viel Glück werden wir auf der Rückfahrt einen Rundblick genießen. 🙂 )  Granitfelsen und Biotope mit einer Vielfalt von Gräsern und Insekten ließen nicht nur das Herz des Fotografen höher schlagen. Im Visitor Center wurden wir sehr freundlich und ausführlich beraten und mit den wichtigsten Karten und Broschüren versorgt. Der Mitarbeiter hatte sichtlich Spaß an seinem Job. 🙂 Ausgerüstet mit einem Jahrespass für alle Nationalparks der USA kamen wir an einem urigen Campground im Nationalpark im Wald an der Küste an. In den nächsten fünf Tagen erlebten wir den Park auf verschiedenste Weise bei ganz unterschiedlichem Wetter und erfuhren einiges über seine Geschichte.

Es ist der sechstkleinste Nationalpark der USA und gehört zu den zehn meistbesuchten Parks. Vor rund 100 Jahren wurde er gegründet, da reiche Sommergäste die Ursprünglichkeit des Landes mit seiner Felsenküste, den vielen davorliegenden Inseln und der Bergkette bewahren wollten und Land für diesen Park stifteten. Im Gedächtnis geblieben ist uns John Rockefeller Jr., Sommergast auf Mt. Desert Island, der seit 1917 den Bau eines 57 Meilen langen Netzes von breiten Kieswegen für Pferdewagen förderte (carriage roads). Das neumodische Automobil sollte die Ruhe der Insel nicht stören und wurde von diesen Wegen verbannt. 17 Brücken aus handbehauenem Granit ließ Rockefeller bauen, wovon wir einige bei unserer herrlichen Radtour auf den „Carriage Roads“ bewundern und fotografieren konnten. Diese Wege sind wunderbare Wege für Wanderer, Radler, Reiter und Skilangläufer, wobei die Steigungen teilweise nicht unerheblich sind. 😉
Eine zweite Besonderheit im Wegenetz ist die ca. 25 Meilen lange „Park Loop Road“, die einen Teil des Nationalparks umrundet. Da sie zum größten Teil nur in eine Richtung befahren werden darf, konnten wir auf dieser Straße auch gut wandern und radfahren. Natürlich hat diese Eigenart auch ihre Tücken, denn auch Fahrräder durften nur in eine Richtung fahren. Das mussten wir bei unserer Tour immer wieder berücksichtigen.
Last but not least fährt der „Island Explorer“ zu allen interessanten Punkten der Insel und zu allen Campgrounds und Hotels. Wir nutzen den Bus direkt am ersten Abend und ließen uns nach unserer Wanderung zum „Otter Cliff“ gemütlich nach Hause fahren. Und das alles „für umsonst“!

Knapp fünf Tage haben wir in diesem Park verbracht und lernten ihn immer besser kennen und schätzen. Die Radtour in die Berge über die vielen schönen Brücken mit unseren E-Bikes machte richtig Spaß und die Batterie reichte bei diesen Steigungen auf den Punkt genau (33 km). 😉 Wir benutzten zwar nur den 1. Gang, aber ohne Motor hätten wir unsere Mühe gehabt und oft geschoben. Je höher wir kamen um so schönere Ausblicke boten sich uns. Am „Jordan Pond“, einem Trinkwassersee,  traf sich alles, was unterwegs war, zum Picknick. Wir saßen in der Poolposition mitten auf der Wiese auf kanadischen Gartenstühlen mit Blick auf Berge und See. Diese Plätze wurden immer wieder schnell besetzt.

Dreimal standen wir sehr früh auf, um den Sonnenaufgang zu genießen, aber der Spätsommer zeigte sich nun von seiner nebligen und regnerischen Seite. Der Cadillac Mountain ist mit seinen 1530 ft die höchste Erhebung an der Ostküste und oben auf dem Berg geht die Sonne früher als anderswo auf. Das wollten wir erleben! Wir mussten uns jedoch bei unserer ersten Tour auf den Berg mit einem Blick in den Nebel begnügen. Bei diesem nasskalten Wetter bekamen wir eine kleine Ahnung davon, wie ungemütlich es hier in der kalten Jahreszeit werden kann. Ein anderes Mal sollte der Sonnenaufgang mit Stativ vom Campground aus festgehalten werden, aber eine leichte Wolkendecke verhinderte die klare Sicht. Im Laufe des Tages kam die Sonne wieder heraus und wir konnten die Fahrt und die Wanderung auf dem Cadillac Mountain bei Sonnenschein genießen. Es war Samstag und wir waren nicht allein auf dem Berg. 😉 Auf den Wanderwegen sahen wir immer wieder „Acadian Bates cairns“, die den Wanderern zur Orientierung dienen. Ohne Hinweisschild hätten wir gedacht, dass diese zum Spaß gebaut wurden…

Auf unserer Fahrt auf der „Park Loop Road“ machten wir auch am Sand Beach halt, wo drei Schwimmer den Sprung ins kalte Wasser gewagt hatten (10-13°), während wir unsere Jacken anhatten und gingen den „Ocean Path“. Leider lag die rote Granitküste nun fast ganz im Schatten und wir erhaschten nur noch einen kurzen Blick auf die Farbenpracht. Ja, woran man nicht alles denken muss: Gezeiten, Sonnenstand, die immer kürzer werdenden Tage… Zum Abschluss hielten wir am „Little Hunters Beach“, wo wir die „Cobblestones“ bewunderten, Steine, die das Meer rund gewaschen hat. In der Ferne erstrahlte ein luxeriöser Zweimaster in der gelblichen Abendsonne – für einen kurzen Moment – das Motiv war im Kasten und schon war das Licht erblasst.

Nach diesen vielen Eindrücken hatten wir das Bedürfnis, einen ganz „normalen“ Tag auf dem Campground zu verbringen: waschen, putzen, lesen und mit anderen Campern plaudern. Das muss zwischendurch einfach mal sein! Am Abend blieb unsere Küche kalt und wir ließen uns in einem Lokal in der Nähe einen „lobster“ schmecken.

 

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